Kolumbien - der Norden

Cartagena de Indias
Nach 15 Monaten erstmals einen Fuss auf südamerikanischen Boden zu setzen haben wir uns irgendwie anders vorgestellt. Es fühlt sich nicht etwa erhaben an, sondern schwammig und wackelig. Dies liegt allerdings mehr daran, dass wir die letzten Tage auf hoher See verbracht haben. Somit schwanken wir über den Steg, verabschieden uns von Mitreisenden und der Crew von der „Sangria“, dem Segelschiff welches uns von Panama nach Kolumbien brachte.
Die „Vivas“ - unsere Verschiffungspartner Sergio und Nadine sind gestern bereits hier in der Hafenstadt Cartagena angekommen und haben uns das letzte Zimmer in ihrem Hotel reserviert. Wir sind froh, müssen wir so nicht in der riesigen Stadt umherirren auf der Suche nach einer Unterkunft, denn wir freuen uns einfach nur auf ein Bett und eine ausgiebige Dusche - die Reihenfolge ist noch zu definieren.
Heute haben wir frei, unsere Pässe bekommen wir erst am Nachmittag zurück, somit können wir den Auslösungsprozess unserer Reisemobile eh erst morgen starten. Auch nach der ersehnten Dusche keine Ruhe findend, erkunden wir am Nachmittag Cartagenas Altstadt zu Fuss. Unser Hotel liegt im Bezirk Getsemani, wo sich viele Hostels und Restaurants befinden. Selbst am Nachmittag gibt es hier viel zu sehen. Wir schlendern durch die schmalen, belebten Gassen, alles ist alt und doch freundlich durch die Murals (Wandbilder) an den Mauern und die farbige Blütenpracht an den Balkonen. Überall hats kleine Läden, Restaurants und Cafés. Von hier ist es ein Katzensprung in die historische Altstadt  Cartagenas, welche von einer gewaltigen Stadtmauer umgeben ist, die man zum Schutz vor Piraten und Freibeutern erbaut hatte. Wir wandern auf dem massiven Bauwerk rund um die Altstadt, besichtigen Plätze und Kirchen und werfen einen Blick in die schmucken Hinterhöfe. Hier ist es schon recht touristisch. Es gibt viele Strassenkünstler und traditionell gekleidete Frauen die Früchte verkaufen und sich für ein paar Münzen mit Touristen ablichten lassen, die vielen Restaurants buhlen um Gäste und alle paar Meter hats Souvenirläden.
Völlig geschafft treffen wir uns mit den „Vivas“ zum Apero auf der Dachterrasse unseres Hotels um Infos und Erlebtes auszutauschen. Gemeinsam erstellen wir den „Fahrplan“ für morgen, wir haben das ehrgeizige Ziel, unsere Autos in nur einem Tag aus den Klauen der kolumbianischen Bürokratie zu befreien. Bei einem leckeren Abendessen gleich um die Ecke lassen wir den ersten Tag in Südamerika gemütlich zu Ende gehen.


Zwei Schweizer gegen die kolumbianische Bürokratie
Am nächsten Morgen geht’s für die Jungs früh los. Das Team im Hotel kennt sich mit den langwierigen und teilweise fragwürdigen Prozessen im Hafen bestens aus und so wird den Beiden ein extra reichhaltiges Frühstück für den langen Tag bereitet. Wir Mädels haben auf dem Hafengelände eh nix zu suchen und so können wir uns getrost noch mal im Bett umdrehen. Während wir uns also einen schönen Tag machen, kämpfen sich die Jungs durch den ungeheuren Bürokratendschungel, schlagen sich von Schalter zu Schalter, füllen Unmengen von immer ähnlichen Formularen aus und ärgern sich über Zugangskontrollen, falsch programmierte Badges und die Arbeitsmoral der Kolumbianer im Allgemeinen. Tatsächlich kommen sie am späten Nachmittag nicht mit den Autos, sondern im Taxi zum Hotel zurück. Wegen einer fehlenden Unterschrift hat es ganz knapp nicht gereicht, die Autos aus dem Hafengelände zu befreien. Bereits am Nachmittag konnten sie die Fahrzeuge zwar aus dem Container fahren und waren eigentlich zuversichtlich, den Prozess somit bald abgeschlossen zu haben, aber eben, die kolumbianische Arbeitsmoral kennt nur eine Grenze, nämlich den Feierabend und somit wurde das leider nichts mehr heute, da der verantwortliche Beamte eben bereits nach Hause gegangen war. Aber immerhin konnten sie sich so vergewissern, dass beide Fahrzeuge die Reise übers Meer einmal mehr unbeschadet überstanden haben und das ist erstmal die Hauptsache.
Am nächsten Morgen geht’s also erneut zum Hafen. Derweil packen wir alles zusammen und warten auf den Startschuss. Das Hotelteam freut sich mit uns mit als die Jungs gegen Zehn vorfahren und meint, so schnell ginge es sonst nie.


Fazit Fahrzeugauslösung Cartagena
Im Nachhinein müssen wir sagen, der Stress lohnt nicht, lieber gleich zwei Tage einkalkulieren für die Auslöseprozedur und sich dafür weniger ärgern. Die Laufwege (Zoll, Bank, Versicherung und Hafen) sind lang und müssen mehrmals begangen werden, nicht zu vergessen die ständigen Wartezeiten und Leerläufe…

Ausserdem ist Cartagena eine tolle Stadt in welcher es sich durchaus einige Tage verweilen lässt. Es gibt so viel anzusehen, viele Cafés zu entdecken und immer neue Gassen zum entlang schlendern. Die Menschen sind unglaublich freundlich und hilfsbereit, abends pulsiert das Leben auf den vielen Plätzen, die Luft ist erfüllt von karibischen und lateinamerikanischen Klängen - der erste Eindruck von Kolumbien könnte besser nicht sein!

Details Verschiffung


Hier ein paar Impressionen der Stadt:


Raus aus der Stadt
Autofahren in Kolumbien ist also ein ganz anderes Kaliber als in Zentralamerika! Während Dani sich überraschend schnell anpasst und voller Inbrunst Hupe und Gestik einsetzt, bleibt mir doch das eine oder andere Mal kurz das Herz stehen. Es scheint eine ungeschriebene Hierarchie auf der Strasse zu geben und jeder scheint seinen Platz in der Hackordnung zu kennen. Scheint so ein Männerding zu sein, Dani ist völlig entspannt und scheint das Chaos zu geniessen.
Bevor wir allerdings den Grossraum Cartagenas verlassen können, gilt es eine Telefonkarte zu besorgen und genügend Vorräte, um ein paar Tage unabhängig zu sein. Wir können es kaum erwarten, wieder einsame Nächte in der Natur zu verbringen. Eine geschlagene Stunde irren wir im Einkaufscenter herum. Wieder einmal ist alles neu, ungewohnt und ich bin völlig überfordert mit der neuen Währung. Drei Nullen streichen und den Rest durch drei, alles klar! Ach was solls, alles rein in den Wagen, die Rechnerei heben wir uns für später auf.
Heute fahren wir auch gar nicht mehr weit. Etwas ausserhalb von Cartagena hat der Engländer Graham ein schönes Stück Natur für Overlander. Die Dusche und der grosszügige Unterstand sind genau das richtige für das regnerische, heiss-schwüle Wetter hier an der Küste. Wir feiern das erfolgreiche Ankommen in Südamerika mit den „Vivas“ mit einem Stück nicht so zartem Fleisch und zwei Flaschen umso besserem Rotwein bei Regen unter dem Unterstand und freuen uns auf die kommende Zeit in Kolumbien.


Verjüngungskur im Volcano Totumo
Noch immer sind wir nah der Küste, es ist gnadenlos heiss und feucht, also definitiv nicht unser Klima. Bevor wir allerdings die Küste verlassen, statten wir dem Volcan Totumo noch einen Besuch ab. Mit seinen bescheidenen 12 Metern Höhe gehört er nicht gerade zu den auffälligen Landmarken, nein, seine Stärke liegt eher im Inneren. Der Totumo ist nämlich ein Schlammvulkan. Ein Bad in demselben soll gesund und reinigend sein, ausserdem sind wir einfach neugierig wie es sich anfühlt im Schlamm zu plantschen. Dani ist diesbezüglich weniger enthusiastisch und bietet sich an, die gesamte Suhlerei fotografisch festzuhalten. Was soll ich sagen, was für eine Schweinerei! Ich fühle mich danach nicht sonderlich gereinigt, aber spassig wars auf jeden Fall und ein spezielles Gefühl, im bodenlosen Schlamm zu „schweben“.


Mompos
Wir gross die Distanzen in Kolumbien sind, erfahren wir im wahrsten Sinne des Wortes an den folgenden Tagen. Wir fahren entlang der Karibikküste nordwärts, mit dem Ziel Santa Marta und dem grössten Küstengebirge der Welt. Die Fahrt zieht sich extrem und es gibt ausser sehr armen Dörfern am Strassenrand nichts zu sehen. Die Menschen leben in unvorstellbarem Müll und Dreck, die Häuser Wellblechbaracken, die Blicke der Menschen trostlos. Hier gefällt es uns nicht, zudem sind Hitze und Feuchtigkeit kaum auszuhalten. Wir planen um und fahren Richtung Mompos. Die Kolonialstadt liegt auf dem Weg in die Berge, wo wir uns angenehmeres Klima erhoffen. Die Fahrt durchs Tiefland zieht sich, ständig gilt es Strassengebühren zu entrichten und wir machen Bekanntschaft mit Trucker-Hotels und -Restaurants. Bei dieser Hitze und Umgebung macht Camping keinen Spass und wir leisten uns den Luxus von klimatisierten Hotelzimmern mit WLan und währschaftem, gutem Essen.
Mompos selbst erreichen wir über eine schmale ausgewaschene Piste, langsam fängt die Sache an Spass zu machen. Über den Fluss führt eine marode kleine Fähre mit Platz für 2 Fahrzeuge. Ich stelle mit Unbehagen fest, dass die Chance, unseren Tico auf Grund zu versenken hier deutlich höher ist als sie es im Container nach Kolumbien war… aber kaum zu Ende gedacht, haben wir das rettende Ufer zum Glück auch bereits schon erreicht.
Das Städtchen entpuppt sich tatsächlich als Kleinod, es gibt sorgfältig restaurierte Gebäude und Kirchen, schöne Plätze und eine Promenade entlang des Flusses. Wir setzen uns in ein Café, trinken wunderbaren Espresso und beobachten die Leute auf dem Kirchplatz. Auch hier ist die Hitze kaum auszuhalten, noch immer streben wir nach Abkühlung, die gibt’s kurzfristig durch die Klimaanlage im Auto auf der Weiterfahrt.
Auch nach Mompos geht es abenteuerlich weiter. Die ganze Umgebung ist Sumpflandschaft, es ist sehr grün und wir entdecken viele uns bisher unbekannte Bäume und Blumen. Die Strasse ist vom häufigen Regen aufgeweicht und es gilt viele Schlammlöcher zu umfahren. Ich hätte die Strasse nicht nach heftigem Regen fahren wollen und bin froh, als wir die rettende Hauptstrasse erreichen.


Nach einer weiteren Nacht im klimatisierten Hotel erreichen wir Aguachica, wo wir vergebens einen Supermarkt suchen. Ausserhalb der Grossstädte ist es schwierig einzukaufen und man muss sich die Waren meist in mehreren Geschäften zusammensuchen, während man Gemüse und Früchte häufig am Strassenrand und auf Märkten findet. Doch langsam sind wir vertraut mit den Gewohnheiten des Landes und freunden uns auch mit der Währung an, so macht das Handeln einfach mehr Spass ;-)
Auch der Diesel ist so eine Sache. Während man an grossen Tankstellen rund um die Städte noch den Supreme- oder Premium-Diesel findet, ist auf dem Land eigentlich nur der billige A.C:P.M-Diesel erhältlich. Davon füllen wir den Tank nochmal randvoll, spätestens in den Bergen wird sich zeigen, was Tico davon hält.
 
La Playa de Belen
Nun geht’s aber endlich mal ein wenig in die Höhe. La Playa de Belen ist ein verschlafenes Nest in den östlichen Kordilleren, hoch genug um uns angenehme Nächte zu bescheren. Wir wollen zum Parque National Unica los Estoraques, dort soll es tolle Fels- und Sandsteinformationen geben. Wir freuen uns unglaublich aufs Campen in der Natur und vielleicht mal wieder ein wenig die Wanderschuhe zu schnüren. Einfach ein paar ruhige, relaxte Tage… doch wie so oft kommt alles anders!
Das kleine Dorf liegt malerisch zwischen den Hügeln und ist so richtig herausgeputzt. An den weissen Hauswänden hängen prächtige Blumentöpfe, vor der mächtigen Kirche ein sorgfältig angelegter und begrünter Dorfplatz, auf den Bänkchen vor den Häuser sitzen die Ältesten und kommentieren das Tagesgeschehen. Nach dem Einkaufsmarathon (ein paar Eier hier, Kartoffeln dort, Milch um die Ecke) fahren wir zum ehemaligen Nationalpark. Offiziell wurde dieser vor 15 Jahren geschlossen, weil nur wenige Kilometer dahinter ein Lager der FARC-Guerilla lag und für die Sicherheit der Besucher nicht garantiert werden konnte. Zum Glück sind die Guerillaaktivitäten in dieser Ecke des Landes (wie in den meisten) Geschichte und der Park wird vom Dorf verwaltet. So können wir gegen ein Trinkgeld in der schönen Anlage campen. Die Umgebung mit den zerklüfteten Felsen erinnert etwas an Utah. Später treffen auch die "Vivas" ein und zusammen verbringen wir einen faulen Nachmittag, der nur „gestört“ wird durch den Besuch zahlreicher Kolumbianer, die unsere Autos bewundern, uns zu unserer Reise ausfragen und ausgiebig Selfies mit uns machen :-). Eine gute Gelegenheit für uns, mit dem eigentümlichen Dialekt warm zu werden und unser Spanisch zu üben. Am Abend wird’s dann aber ruhig und wir werden mit einem grandiosen Sternenhimmel beschert.


Früh am nächsten Morgen schnüren wir gerade die Wanderschuhe, als uns eine nette Dame anspricht. Sie sei vom Tourismusbüro und würde gerne ein paar Videoaufnahmen für eine kolumbianische Sendung über die Region mit uns machen. Nach einigem Hin und her erklären Sergio und ich uns damit einverstanden, auch weil Nadine und Dani sich vehement weigern. Erst wollen wir aber den Park besuchen und so verabreden wir uns für den späteren Vormittag.
Der Park gefällt uns sehr gut, wir erkunden die Wege im Felslabyrinth, quetschen uns durch enge Spalten und bewundern den Ausblick auf die Umgebung von der Höhe. Hier gibt es keine angelegten Spazierwege und Schilder wie in den Staaten, alles ist wild und wir müssen uns den Weg meist selber suchen.


Klappe, die dritte…
Zurück beim Auto müssen wir erst mal schlucken. Ein 5-köpfiges Filmteam lässt gerade eine Drohne rund um unsere Autos kreisen. Oohje, auf was haben wir uns da nur eingelassen denke ich mir und Dani wünscht uns grinsend viel Spass. Schlussendlich wird es wirklich noch ganz lustig. Wir fahren auf die Finca von Don Miguel und spielen seine Gäste. Don Miguel, der sich dem Anlass passend in seine besten Kleider gehüllt hat, muss sich gleich wieder umziehen gehen, alles muss realistisch sein…
Der leicht affektierte aber sehr motivierte Regisseur erklärt uns wie wir durch den Garten gehen sollen, Karotten aus der Erde ziehen und an Ringelblumen schnuppern sollen. Dies machen wir natürlich, manchmal auch öfters, bis alle zufrieden sind. Zur Krönung sollen wir ein Interview geben zu uns, unserer Reise und wie wir die Region erleben - auf Spanisch selbstverständlich! Das ganze Team ermuntert uns enthusiastisch. Sergio - der geborene Redner - legt selbstbewusst vor, mutig zieh ich mit und das Team zeigt sich begeistert! Als Gage gibt’s ein feudales Mittagessen und danach spazieren Cindy Crawford & Robert Redford - wie wir vom Regisseur scherzhaft genannt werden - wieder in den Park zurück, wo wir von den anderen bereits neugierig erwartet werden…


Verrückte Kühe auf dem Dorfplatz
Am Abend spazieren wir auf einen Tipp der Filmcrew ins Dorf, wo heute ein Fest stattfindet. Die Dorfjugend hat sich in bunte Kostüme geworfen und tanzt zum Rhythmus der Dorfkapelle, während unser noch immer hoch motivierte Regisseur um sie herumschawenzelt und sie perfekt vor der Kamera in Szene setzt. Zum Glück sind wir diesmal nur Zuschauer.
Der Höhepunkt bildet die „Vaca Loca“ (die verrückte Kuh): Die besonders mutigen Jungen tragen ein Holzgestell mit Kuhgesicht, auf welchem Feuerwerkskörper befestigt sind. Damit rennen sie um den Dorfplatz während die Raketen in alle Richtungen schiessen. Menschen rennen, kreischen und haben einen Riesenspass. Natürlich sind wir mittendrin und geniessen das Spektakel, so gefährlich es im Grunde genommen eigentlich ist.
Wer denkt, das Fest würde danach in ein globales Besäufnis ausarten hat weit gefehlt. Nachdem die letzte Rakete verglüht ist wird zusammengeräumt und nach Hause gegangen. Bald darauf ist Ruhe auf Platz, nur wenige junge Pärchen nutzen die Dunkelheit des Parks noch für ein Schäferstündchen. Auch wir spazieren zurück und lassen den Abend bei einem Glas Flor de Cana ausklingen.


Hoch hinaus
Wir haben Bergluft geschnuppert und es gefällt uns. Kolumbien hat diesbezüglich schliesslich einiges zu bieten und so fahren wir weiter in den östlichen Kordilleren Richtung Venezuela. Dies wäre noch vor 10 Jahren völlig undenkbar gewesen, da war die Gegend noch in fester Hand der  FARC-Guerillas. Heute lässt sich auch dieser Teil Kolumbiens relativ entspannt bereisen und das haben wir vor.
Die Berge werden höher, die Wege schlängeln sich den Bergflanken entlang, grandiose Aussichten begleiten uns auf unserem Weg. Immer wieder passieren wir kleine Dörfer, Menschen mit braunen Ponchos führen ihre schwer beladenen Maultiere; Frauen und Kinder in dicke Decken gehüllt, verkaufen am Strassenrand Früchte und Gemüse, winken frenetisch zurück als wir grüssend vorbeifahren. Mal wieder folgen wir den schmalsten Linien auf unserer Karte, entsprechend einsam ist die Gegend und spannend die Piste. Trotz allem ist es schwer Schlafplätze zu finden, jeder der wenigen Wege führt zu einem Haus, entlang den Bächen und Flüssen dominiert Landwirtschaft. Inzwischen haben uns auch die "Vivas" eingeholt, auch sie haben noch nichts Passendes gefunden. Doch wir geben nicht auf und finden gegen Abend doch noch einen kleinen Platz an einem Fluss, herrlich ist es, sich darin abzukühlen, den Schweiss und Strassenschmutz abzuwaschen.
Am nächsten Tag erreichen wir mit Pamplona den grössten Ort der Region. Auch hier werden unsere Hoffnungen, einen Supermarkt zu finden zerschlagen, doch dafür finden wir einen schönen Platz für die Nacht, im Hostal Normandie beim sympathischen Franzosen Philippe. Es ist inzwischen kalt und nieslig geworden und obwohl wir draussen im Auto schlafen, heizt uns Philippe das Cheminé in seinem Wohnzimmer ein. Dies nutzen wir gerne, denn draussen ist es ungemütlich kalt. So verbringen wir den Abend am warmen Feuer, in kuschlige Sofas eingehüllt, lesen und schreiben Reiseberichte. Philippe ist froh über etwas Abwechslung und setzt sich immer wieder mit seinem Goldie „Linda“ zu uns zum Plaudern. Wir erfahren viel über die Entwicklung der Region, die Beziehungen zu Venezuela und auch seine Geschichte, wie er den Weg von der Normandie hierhergefunden hat. „L’amour“ sei es gewesen, erzählt er schelmisch und tischt noch etwas von seinem frischgebackenen Brot und der hausgemachten Konfitüre auf. Wir geniessen den Abend der viel zu schnell vorbeigeht. Nach einem liebevollen Frühstück, von Philippe persönlich kredenzt, verabschieden wir uns nicht etwa französisch, sondern sehr herzlich von unserem tollen Gastgeber, jedoch nicht, ehe er uns noch etwas Konfitüre und hausgemachte Paté eingepackt hat. Auch wenn das Konferieren auf Französisch ganz schön anstrengend war, möchten wir auch diese Begegnung nicht missen und mit viel Wärme im Herzen machen wir uns auf in die Kälte, zum nächsten Abenteuer, denn es geht noch höher hinaus und der erste „Andenpass“ steht auf dem Programm.

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