Namibia 2 - der Nordwesten
Erledigungen in Swakopmund
Früh
verlassen wir unseren Schlafplatz in der Steppe und fahren am Morgen in
die Stadt, wir haben eine lange Erledigungsliste bevor wir in den
Norden Namibias aufbrechen können. Als erstes kommt wie immer Tico. Wir
lassen in der lokalen 4x4-Offroad Werkstatt die Aufhängung des
Stabilisators nochmals schweissen. Diesmal scheint es professioneller zu
und her zu gehen, statt wie in Solitaire irgendwie
rundum zu schweissen, wird die Achse abgesenkt. Wie immer hilft Dani
tatkräftig mit und lässt den Arbeiter keine Sekunde aus den Augen. Der
Werkstattchef sieht alles in besten Händen und ist dann mal ne Stunde
weg. In dieser Zeit hat Dani alle Hände voll zu tun, die mittlerweile
drei „Fachkräfte“ zu beaufsichtigen und zu verhindern, dass Schrauben
verschwinden oder Gewinde vermurkst werden. Im Gegensatz zu Dani komm
ich so gar nicht ins Schwitzen, im Gegenteil, nach dem sommerlichen
Abend gestern hats über Nacht auf nur noch wenige Grad abgekühlt, es ist
bewölkt und es weht eine strenge Bise, offenbar ein bekanntes Phänomen
hier an der Küste. Nach knapp drei Stunden frieren sind schliesslich
alle Teile wieder am richtigen Platz, nichts wackelt mehr und Tico hat
sogar noch die Oele gewechselt bekommen. Der Chef ist zufrieden, die
Arbeiter auch und Dani ist völlig erledigt. Bevor wir uns im witzig
gestalteten Village Café beim späten Frühstück
aufwärmen, geben wir einen grossen Sack Wäsche ab und gönnen auch Tico
zur Feier des Tages noch eine Aussen- und Unterbodenwäsche, damit der
Brasiliendreck mal langsam runterkommt. Am Schluss sorge ich dann für
ordentlich Zuladung im Supermarkt, denn auf unserem Weg in den Norden
gibt es nur noch spärliche Einkaufsmöglichkeiten.
Es ist zu spät um
noch loszufahren, also zurück zu unserem windgeschützten Schlafplatz in
der Steppe. Ob es nur ein Gefühl ist, dass Tico viel mehr arbeiten muss
im Sand als noch heute morgen? Dani scheint das selbe zu denken und
wirft einen langen Blick auf den Berg an Einkaufstüten, die sich hinter
unseren Sitzen stapeln.
Auf der Suche nach neuen Abenteuern
Endlich
gehts raus aus der Stadt, natürlich nicht bevor wir nochmal in der
Werkstatt aufkreuzen, weil Dani bei der abendlichen Kontrolle doch
noch einen vermurksten Dämpfergummi entdeckt hat, der seinem Adlerauge
offenbar entgangen ist.
Schnell ist der Schaden behoben und Ersatz
verbaut und weils so schön war, gibts halt nochmal Frühstück bei den
fröhlichen Damen im Village Café. Heute ist das Internet ein Reinfall, wird wohl noch dauern bis der nächste Reisebericht online geht.
Durch
karges Buschland gehts Richtung Norden. Wir scheinen endgültig im
„schwarzen“ Afrika angekommen zu sein. Die Leute wohnen in einfachen
Wellblechhütten und verkaufen am Strassenrand Schmuck aus
Halbedelsteinen der längst geschlossenen Minen. Die erste Attraktion auf
unserem Weg ist die Spitzkoppe, das „Matterhorn Namibias“.
Steil erhebt sich der markante Granitfelsen aus dem Buschland, doch zu
seinem Fusse herrscht uns deutlich zu viel Trubel, offenbar ein
beliebter Touristenmagnet. Gerne bezahlen diese umgerechnet 30 CHF für
einen „Basic“ Campplatz am Fusse des Felsens mit minimalster
Infrastruktur, während wir auf der üblen Wellblechpiste vorbeirumpeln
und uns einen Platz in der Weite des Buschlands suchen, schliesslich
haben wir hier jede Nacht unseren Millionensternehimmel, was braucht man
mehr?
Am nächsten Morgen geht die Fahrt in den Norden weiter. Vor uns erhebt sich das Brandbergmassiv mit Namibias höchstem Berg, dem 2'573 Meter hohen Königsstein. Das Massiv ist ein bekanntes Klettergebiet und
besitzt auch eine stattliche Anzahl uralter Felszeichnungen. Ohne Guide
geht hier gar nichts und wie in Namibia üblich, ist jede Attraktion ein National Monument und will entsprechend berappt werden.
Ab hier befinden wir uns im südlichen Damaraland, wie man uns im freundlichen Touristenbüro in Uis nicht ohne Stolz mitteilt. Heimat des Volksstammes der Damara
und auch der Wüstenelefanten, die hier völlig frei in der kargen
Halbwüste leben. Natürlich hoffen wir auf eine Herde dieser imposanten
Tiere zu treffen, aber besonders freuen wir uns auf ein paar Tage
abseits des Touristenstroms. Der Westen des Brandbergmassivs ist zu
abgelegen und zu mühsam zu befahren, als dass er auf der normalen
Touristenroute stehen könnte, also perfekt für unseren Entdeckerdrang.
Tatsächlich wartet die Gegend mit wunderschöner Natur auf. Roter Sand
und Tafelberge, Oryxherden und Springböcke, wir geniessen die ruppige
Fahrt bis zum Messumkrater, der auf halber Strecke zur Skeleton Coast liegt.
Die Gegend ist richtig surreal, wie in einer Mondlandschaft kommen wir
uns vor. Einzelne Tafelberge erheben sich aus der Wüste, welche die
Abendsonne in ein leuchtendes Farbenspektrum verwandelt. Dann stehen wir
auf einem Hügel im Zentrum des 22 km messenden Messum-Vulkankraters,
die Weite hier ist einfach grandios.
Expedition „Black Rhino“
Nach
einer windigen Nacht in der Wüste folgen wir dem Messum-River auf dem
gleichnamigen 4x4-Track. Das Vorwärtskommen im sandigen Riverbed ist
zeitweise mühsam, aber immer noch besser als die üble Wellblechpiste auf
der Hauptroute. Eigentlich hatten wir vor, einen weiteren Krater zu
erkunden, bevor es in Tweyfelfontain wieder auf die
Hauptroute geht, doch die Gegend gefällt uns zu gut, Diesel, Wasser und
Vorräte reichen noch lange und der Weg ins abgelegene Desolation Valley
verspricht viel Offroad- und Wildlifechancen. Neben den Wüstenelefanten
soll es in dieser Region auch noch einige Exemplare des seltenen und
geschützten schwarzen Nashorns geben. Die Black Rhinos werden seit Jahren von der Hilfsorganisation Save the Rhino-Trust
geschützt, die die Tiere näher erforschen und regelmässige Patrouillen
im Gebiet fahren. Damit sie für Wilderer weniger interessant sind,
werden die Tiere zudem enthornt. Der Aufwand scheint sich zu lohnen, die
Population der Black Rhinos ist seit wenigen Jahren wieder steigend.
Durch das schmale Copper Valley, vorbei an alten Minenstätten rumpeln wir hinunter in das grüne Tal des Ugab-Rivers.
Wir versuchen diesem entlangzufahren um an den Wasserlöchern nach
Spuren zu suchen. Diese entdecken wir auch, Elefanten und ziemlich
grosse Katzenpfoten, auch die Dunghaufen zeugen von grossen Tieren. Hier
im Canyon hätte es perfekte Campmöglichkeiten, doch zu nah am Wasser
sollte man jetzt in der Trockenzeit nicht campen, abgesehen vom
Sicherheitsaspekt fühlen sich die Tiere gestört und trauen sich je nach
dem nicht zum Wasser und das wollen wir natürlich auf keinen Fall. Wir
machen Photos von den Tracks und zeigen sie dem Ranger des nahen
Rhino-Basecamps. Er erkennt die Spuren des Löwen gleich als solche und
meint „ja, in der Trockenzeit kommen sie bis hier her, sie können
tagelang am Ufer campen und auf einen Snack warten“. Ok, vielleicht
campen wir wirklich nicht hier am Fluss. Da die Rhinos hier in dieser
Gegend kürzlich nicht gesehen wurden, ziehen auch wir weiter. Durch die
karge Hochebene fahren wir weiter Richtung Huab River und Desolation Valley,
immer mal begleitet von Springböcken und Straussen. Wir campen inmitten
einer windgeschützten Felsgruppe und geniessen einen malerischen
Sonnenuntergang. Abends studieren wir Tracks und Merkmale von
Grosskatzen, Elefanten und anderen Grosstieren auf unserer neuen App, so
schnell geben wir nicht auf!
Elefantenspuren im Huab-Rivier
Elefanten
gibts in den Nationalparks zu Hauf, das kann ja jeder – wir wollen aber
ganz spezielle sehen, nämlich die wilden namibischen Wüstenelefanten,
die den trockenen Wasserläufen folgen und im sandigen Flussbett nach
Wasser graben. Wir folgen dem Tipp des Rangers vom Rhino Camp und fahren zum Huab-Rivier. Unser Ziel ist der 4x4-Track nördlich des Huab, also müssen wir erstmal auf die andere Seite. Ein Lob auf unsere elektronischen Karten von Tracks4Africa,
die uns mit allen möglichen und unmöglichen Infos versorgen. Gemäss
diesen haben wir die Wahl zwischen zwei Furten, die eine sei „tief“, die
andere „schwierig bis unmöglich“, das ist ja toll. Wir entscheiden uns
für „tief“ und da der Fluss hier gar kein Wasser mehr führt, ist die
Furt nicht mehr als ein sandiges Flussbett, welches Tico natürlich ohne
Schwierigkeiten bezwingt. Auf der anderen Seite führt der Track
sandig/steinig durch tolle Hügellandschaft, immer dem grünen Band des Huab-Riviers
folgend. Plötzlich stehen wir wieder vor einer Furt und beim genauen
Studieren der Karte ist es genau die „schwierig bis unmöglich“, denn der
Weg führt auf der anderen Flussseite weiter. Na toll, hätte JEMAND
genauer geguckt, hätten wir uns diesen Umweg ja sparen können! Richtig
nervig wirds, als wir erkennen, dass die Furt tatsächlich im Moment
heikel ist, nach der steinigen Anfahrt folgt ein äusserst morastiges
Flussbett, in welchem Dani augenblicklich bis zu den Knien versinkt,
hier wollen wir Tico nur sehr ungern versenken, zumal es keine Bäume
gibt, die als Ankerpunkte für die Winde dienen könnten. Nun denn, alles
wieder zurück, die Landschaft sieht von der anderen Seite ja gleich so
was von anders aus ;-).
Wenige Stunden später stehen wir wieder an
der selben Stelle, aber auf der anderen Seite und der Weg geht
problemlos weiter. Die Piste quält sich durch tiefen Sand und meterhohes
Gestrüpp entlang des Flussbetts, hätts hier Elefanten, wir würden sie
sowiso nicht sehen...
Endlich im breiten Flussbett angekommen
wimmelts von Elefantenspuren und Hinterlassenschaften. Voller Freude
halten wir Ausschau, die Dickhäuter selber scheinen jedoch wie vom
Erdboden verschluckt... Wir kreuzen zwei Jeeptouren, die selbst
verzweifelt nach den Dickhäutern Ausschau halten, die Minen der
Touristen, die im offenen Safarijeep dem ganzen Staub ausgesetzt sind,
sprechen Bände, ja die wilden Elefanten muss man sich offenbar schon ein
wenig verdienen...
Wir suchen uns einen schönen, leicht erhöhten
Platz neben dem Flussbett, damit wir auch ja keine Tiere verpassen.
Gegen Abend kommt ein übler Wind auf. Mit Mühe schaffen wir es zu kochen
und flüchten mit dem Essen ins Auto, bevor wir komplett sandgestrahlt
sind.
Auch der nächste Morgen bringt uns kein Glück. Wir folgen den
Spuren der Jeeptouren, doch ausser Straussen und Springböcken hält sich
die Tierwelt bedeckt. Wir machen einen völlig unnötigen Abstecher nach Twyfelfontain.
Ausser einer Buschwerkstatt und einer Lodge, die Elefantensafaris und
Touren zu Felszeichnungen anbietet, gibts hier nix. Macht nichts, Diesel
haben wir noch genug, Trinkwasser auch und die Vorräte dürfen ruhig
auch ein wenig abgebaut werden. Beim freundlichen Mechaniker füllen wir
lediglich den Duschsack und checken unsere Whatsapp bevors zurück auf
den Huab-River 4x4-Track geht, der uns mit etwas Glück direkt nach Kamanjab führt, der nächsten Versorgungsstation auf unserem Weg.
Der
obere Teil des Tracks ist deutlich stärker befahren. Auch hier hats
viele Elefantenspuren und wir halten häufig an und scannen die Gegend,
die grossen Tiere können sich nämlich erstaunlich gut tarnen im
Ufergestrüpp. Doch auch heute haben wir kein Glück und etwas frustriert
suchen wir uns einen Campplatz.
Der nächste Morgen beginnt mit
fröhlichem Vogelgezwitscher und dem Besuch eines süssen Dykers (Reh),
ich spürs, dass wird unser Tag! Weiter geht die Fahrt im sandigen
Flussbett und schon bald kreuzen wir die erste Jeeptour. „die Herde ist
nur wenige Minuten entfernt, ihr könnt sie nicht verfehlen!“ Etwas
aufgeregt fahren wir los, wie wird es sein auf die Elefanten zu treffen?
Tatsächlich sehen wir sie sofort, in kurzer Entfernung neben dem Track
zupfen sie friedlich an den dornigen Akazien herum. Es sind mindestens 9
Tiere, inkl. drei Jungtiere in verschiedenem Alter, wir sind völlig aus
dem Häuschen. Wir nähern uns auf Hundert Meter und beobachten das
friedliche Treiben. Ein deutscher Overlander-Truck gesellt sich in die
Nähe von uns, doch uns ist nicht nach plaudern, wir sind beschäftigt mit
beobachten und Fotos schiessen. Plötzlich kommt ein Tourjeep und fährt
ganz nah zur Herde. Gespannt halten wir die Luft an, das würden wir uns
nicht getrauen, immerhin handelt es sich um Wildtiere. Doch alles bleibt
ruhig, offenbar kennt der Guide die Herde. Die Leitkuh kommt ganz nah
zum Jeep und erkundet ihn mit dem Rüssel. Ich glaub mir wäre nicht so
wohl im offenen Fahrzeug.
Nach einer Weile bewegt sich die Herde in
unsere Richtung. Als ob wir nicht da wären laufen die mächtigen Tiere an
uns vorbei, nur die Jungtiere beäugen uns neugierig, ein
Wahnsinns-Erlebnis. Erst als die Herde weiter entfernt ist, steigen wir
aus und plaudern mit unseren Nachbarn aus dem Truck, Thomas und Claudia,
auch sie völlig begeistert. Sie haben diese Nacht bereits hier gecampt
und wurden geweckt, weil die Elefanten die Rinde des Baumes frassen,
unter welchem ihr LKW parkiert war. Wir lassen die Herde in Ruhe und
suchen uns ein Plätzchen am Ufer des Flusses der hier stellenweise
Wasser führt. Den ganzen Nachmittag können wir nicht aufhören, über das
Erlebte zu sprechen, denn beide haben wir sowas noch nie erlebt!
Am
nächsten Tag fahren wir den Track weiter. Es wird stellenweise eng,
manchmal sehr sandig, dann kommt wieder eine Furt, aber wir erreichen
den möglichen Abzweiger zur Zivilisation problemlos. Noch einmal sehen
wir Elefanten, diesmal ganz alleine aufgespürt. Aber diese Herde
erscheint uns weniger entspannt durch unsere Anwesenheit, so lassen wir
sie bald in Frieden.
Ein Dattelfarmer versichert uns, dass der Track bis Kamanjab weiterführt, also wagen wir die Direttissima und lassen die Piste nach Khorixas
rechts liegen. Jetzt wirds steinig und eng, Dornen kratzen an Ticos
Lack und Dani muss ganz schön aufpassen, dass das Solarpanel nicht
beschädigt wird. Oben auf der Passhöhe machen wir Mittagspause und
staunen nicht schlecht, als wir in der Ferne einen Miet-Pickup mit
Dachzelt heranrumpeln sehen. Solche Pisten liegen normalerweise nicht
gerade auf der knapp kalkulierten Touriroute und neugierig erwarten wir
was da kommt. „Küre“ begrüsst uns mit einem herzlichen „Grüezi“ und ein
angeregtes Gespräch nimmt seinen Lauf. Der rüstige Fastrentner aus dem
Bernbiet ist für 7 Wochen in Namibia, für jedes Abenteuer zu haben und
die normale Piste ist ihm viel zu langweilig. Wir verplaudern eine
Stunde im nu und tauschen die Kontaktdaten aus. Wir kommen auf ein Bier
nach Münsingen wenn wir wieder zu Hause sind, versprochen! Da Küres Trip
bald zu Ende ist, deckt er uns noch mit einem Vorrat an Barrilla-Pasta
ein, was wir natürlich nicht ablehnen, dann rumpelt er von dannen.
Am nächsten Morgen erreichen wir nach gut einer Woche und etwa 700 km aufregenden Offroadpisten das kleine Nest Kamanjab,
wo es wieder bescheidene Einkaufs- und Tankmöglichkeiten gibt, was
beides noch längst nicht fällig wäre wie wir zufrieden feststellen. Am
Dorfplatz beobachten wir eine Weile das bunte Treiben und bestaunen
fasziniert wie hier Tradition auf Moderne trifft. Traditionell
gekleidete Himba-Frauen mit Handtäschchen und Handy und halbnackte
Kinder mit modernem Plastikspielzeug.
Erholung, feine Küche und neue Freunde
Das Oppi-Koppi in Kamanjab
ist ein weithin bekannter Overlander-Treff hier im Norden Namibias. Das
belgisch-holländische Paar Marianne und Vital haben das grosszügige
Anwesen mit Restaurant, Edel-Camping und Bungalows mit Hingabe
aufgebaut, nachdem sie selbst viele Jahre als Overlander in der Welt
unterwegs waren. Aus diesem Grunde dürfen Overlander im Oppi-Koppi
auch kostenlos campen, was wir natürlich gerne in Anspruch nehmen,
zumal das Restaurant über einen Pool und und eine leckere Küche verfügt.
Wir geniessen zwei arbeitsreiche Tage auf dem Camping, waschen Wäsche
und erledigen viel Büroarbeit im trägen Internet. Wir treffen Thomas und Claudia erneut und machen Bekanntschaft mit den Aargauern Jenny und Paul
und ihrem tollen '75-Landcruiser, mit denen wir uns auf Anhieb super
verstehen. Wir tauschen mit den beiden Vollzeitreisenden Reiseanektoten
und Tipps aus, inspizieren unsere Reisemobile und während ich mir bei
Jenny clevere Einrichtungstipps abhole, verfallen die Männer in die
üblichen Technikgespräche. Wir verbringen einen schönen Abend zusammen
bei Zebra- und Oryxfilets und den besten Pommes seit ewigs. Leider
sind die beiden auf dem Weg nach Süden, so schade, dass wir Euch nicht
mehr sehen, aber wir bleiben in Kontakt.
Kamanjab liegt auf der Zielgeraden zum Etosha-Nationalpark
und täglich kommen viele Gruppen und Selbstfahrer zum Essen und Campen.
Nach dem wochenlangen Wildcampen schlafen wir sehr schlecht im Oppi-Koppi,
obwohl die grosszügigen Plätze weit auseinanderliegen. Das ständige
Türknallen spät am Abend und früh am Morgen nervt gewaltig, und wir sind
froh - trotz allen Annehmlichkeiten - dass wir nach der zweiten Nacht
und einer herzlichen Verabschiedung von Vital und Marianne weiterziehen
können, vielen Dank für alles und bis bald!
Während ich mich im Supermarkt für unseren zehntägigen Trip ins abgelegene und einsame Kaokoveld
rüste, kriecht Dani doch tatsächlich einem gewieften Verkäufer auf den
Leim. Er verwickelt Dani in ein Gespräch über die Reise und unsere
Familie, plaudert belanglos und entlockt im unsere Namen. Als ich – über
und über mit Tüten beladen – zurückkehre, präsentiert er uns kunstvoll
geschnitzte Kastanien mit afrikanischen Tieren und – unseren Namen
drauf! Natürlich sind wir völlig fasziniert und nach etwas handeln
kaufen wir ihm die Dinger schliesslich ab, was soll er sonst damit
anfangen denk ich, aber genau darauf spekuliert er natürlich. Dani
meint, es sei ihm nicht einmal aufgefallen dass er während dem Gespräch
geschnitzt habe, es habe ausgesehen als ob er irgend was „näggelet“. Zum
Glück hab ich mich so beeilt mit Einkaufen, bevor Dani die Namen all
unserer Familienmitglieder preisgeben konnte!
Nach dem finanziell
schmerzhaften Zwischenstopp bei der Tankstelle kanns dann endlich
losgehen, aufmunitioniert bis unters Dach mit Wasser, Diesel und
Vorräten, Dani muss schon recht beherzt aufs Gaspedal treten damit sich
Tico träge in Gang setzt...
Abkürzungen und ihre Tücken
Unser Ziel ist Sesfontain als Ausgangspunkt für unsere Kaokoveld-Rundfahrt im äussersten Nordwesten Namibias. Statt der Fahrt über den Grootbergpass
haben wir uns einmal mehr für den direkten und vermutlich spannenderen
Weg entschieden. Nach wenigen Kilometern Asphalt gehts auf die kaum
ersichtliche Piste Richtung Khowarib-Canyon. Kurze Zeit später erreichen wir den Veterinary Fence.
Der Zaun führt quer durch das Land und trennt den seuchenfreien Süden
vom Norden, der noch immer nicht frei von der Maul- und Klauenseuche
ist. Nach Norden ist nie ein Problem, doch wer in den Süden fährt, muss
strenge Kontrollen in Bezug auf Fleisch und andere Tierprodukte über
sich ergehen lassen. Da mach ich mir mal noch keine Sorgen, zum einen
sind wir ja „Chile erprobt“, zum anderen werden wir nach der Zeit im
Norden ohne Versorgungsmöglichkeiten vermutlich eh keine Frischwaren
mehr dabei haben. Wenn ich allerdings so nach hinten schaue, bin ich mir
da plötzlich nicht mehr so sicher ;-)
Gleich vier Beamte bewachen
die beeindruckende Kontrollanlage und das imposante Tor. Nach dem
üblichen fröhlichen Geplänkel sind wir auf der anderen Seite und folgen
dem Doppelzaun. Schon kurz nach der Kontrollstelle weist er Löcher auf
und Ziegen grasen fröhlich im „Niemandsland“. Die eine Hälfte rennt nach
Norden, die andere schlüpft unter dem Zaun nach Süden, dass ist eben
Afrika ;-)
Schon bald erreichen wir das tiefsandige Flussbett des Hoanib.
Das zusätzliche Gewicht des vollen Hecktanks macht sich schmerzlich
bemerkbar und Dani hat ganz schön Mühe, Tico durch den Sand zu treiben.
Dann passierts: ein kleiner Absatz, kurz vom Gas und Tico gräbt sich
augenblicklich in den feinen Sand. Nun denn, wir kennen ja das
Prozedere, Schaufel raus und buddeln. Die Mittagshitze mit Temperaturen
bis zu 36°-Grad und die nervigen Fliegen setzen uns zu und immer wieder
müssen wir Pausen im Schatten einlegen, denn trotz Unterlegen der Reifen
und Minimalluftdruck nähern wir uns dem rettenden festen Sand nur in
kleinen Schritten. Mir ist nicht ganz wohl hier im Flussbett, denn es
hängt ein strenger, ammoniakartiger Geruch in der Luft, ein untrügliches
Indiz für Wildtiere in der Nähe. In Gedanken seh ich schon den Leopard
im Baum oder den Löwen im Buschwerk, den beides gibt es hier in der
Region. Die Entwarnung kommt allerdings wenige Minuten später durchs
Buschwerk in Form einer Herde Kühe, die uns verdutzt anglotzt. Trotzdem,
Vorsicht ist in Afrikas Wilderness sicher nie fehl am Platz!
Übriges
legen wir bei der Schlafplatzsuche hier in Afrika die Prioritäten
leicht anders als bisher. Wir inspizieren die Gegend auf Zeichen von
Tieren, sei es anhand Tierspuren, Dung oder abgekauten Aesten und
Rinden, oder eben auch Gerüchen, die auf die Anwesenheit von Tieren
Rückschluss geben können. Auch lassen wir niemals den Abfall oder den
Wassersack draussen. Elefanten haben eine ziemlich feine Nase und
riechen Wasser und Leckereien wie z. b. Zitrusfrüchte über eine grosse
Distanz, und wer will schon zwischen einem Elefantenbullen und der
begehrten Orange stehen ;-) Aber ich schweife ab...
Irgendwann stehen wir auf jeden Fall wieder auf festem Boden, wir sind ziemlich geschafft und sehen aus wie zwei Milanese
(Panam-Friends wissen was ich meine). Während der Luftkompressor
arbeitet, gönnen wir uns ein Bier, dann gehen wir direkt zur
Schlafplatzsuche über, es reicht für heute. Wir stellen uns etwas erhöht
neben das Riverbed und als eine kleine Giraffenherde leise an uns
vorbei zieht, ist die Welt wieder mehr als in Ordnung.
Die Khowaribschlucht entschädigt
uns mit schönen Felslandschaften auf beiden Seiten der Schlucht. Mal
führt der Weg durch den Sand, mal seitlich über die steinige Wüste, dann
noch der eine oder andere Pulversandabschnitt, wo man innert Sekunden
so eingestäubt ist, dass man nicht mehr weiss wie weiter und
stehenbleiben ist auch hier keine Option. Dani manövriert uns souverän
durch jeden Untergrund und wir erreichen die üble Wellblechpiste von Palmwag nach Seisfontain noch vor der Mittagspause. Seisfontain
besteht aus ein paar Wellblechhütten, einer Reifenwerkstatt, einer
Tankstelle und dem ehemaligen deutschen Fort, der letzte Aussenposten
der deutschen Schutztruppen. Heute ist es eine edle Lodge mit schattigem
Innengarten und einem Pool. Wir gönnen uns je ein grosses Bier und
versuchen im trägen Wlan Kontakt mit der Aussenwelt aufzunehmen.
Durch die Hintertür ins Hoanib-Riverbed
Nachdem wir an der Tankstelle in Seisfontain
nochmals 20 Liter „Beruhigungsdiesel“ getankt haben, fahren wir auf der
Wellblechpiste weiter nach Norden. Nach einer halben Stunde
„Powerplate-Training“ sind wir mehr als froh, können wir auf den Gomatum 4x4-Riverbed-Track abbiegen. Diese Piste führt über einen „Hintereingang“ ins Hoanib-Riverbed, welches von Seisfontain
aus eigentlich kostenpflichtig ist. Da wir allerdings nicht einsehen,
dass wir für das Befahren eines trockenen Flussbetts einen noch recht
happigen Beitrag bezahlen sollen, kommt uns dieser schöne Track gerade
recht. Am Ende führt ein enger Felsdurchstich ins Hoanib Flusstal,
welches sich einem grünen Band gleich durch die Dünenlandschaft
schlängelt. Unzählige Giraffen kreuzen unseren Weg, wir staunen immer
wieder, wie diese Tiere so grazil und schier in Zeitlupe „davonschweben“
können. Es hat auch viele frische Elefantenspuren, doch hier im grünen
Dickicht können sie sich einfach überall verstecken. Nicht so die kleine
Pavianfamilie, die in einem Busch zu leben scheint und immer wieder
einen Kopf irgendwo raus streckt oder die Jungen spielend drum herum
rennen. Bei der Amspoort-Schlucht endet der Weg durchs
Flussbett und verliert sich in den grossen Dünen. Wir verlassen die
Schlucht nach Norden und fahren alles in einer breiten Ebene, wo wir
viele Tiere sehen. Plötzlich fällt die Welblechpiste ab und wir sind im
Purros-Canyon. Hier führt der Fluss noch Wasser und entsprechend viele
Zebras und Oryxe, Springböcke und Elefanten tummeln sich hier. Auch wir
geniessen das satte Grün und die eine oder andere Furt. Wunderschön
ragen die Canyonwände in die Höhe und wir kommen kaum voran, so viele
Fotostopps müssen wir einlegen. Wir sind völlig begeistert und viel zu
schnell erreichen wir die Himbasiedlung Purros. Hier
gibts ein paar Hütten und einen Container der gleichzeitig als
Einkaufsladen, Bar und Spielsalon dient. An der Bar sitzen die Männer,
trinken Bier und beobachten uns, Alkoholismus ist leider auch hier ein
Problem. Wir kaufen kalte Getränke und etwas Salz, Mehl und Zucker für
die abgelegenen Himbafamilien im Norden, aber vielleicht sollte ich hier
mal erklären, wer oder was denn eigentlich diese Himbas sind:
Die Himbas sind eine Abspaltung der Hereros, eines afrikanischen Stammes und leben zurückgezogen im äusserst abgeschiedenen und kargen Kaokoveld hier im Nordwesten Namibias. Die Himbas
leben in Familienverbänden und kümmern sich um ihre Ziegen- oder
Kuhherden. Da das Land hier oben nicht viel hergibt, leben sie
halbnomadisch und ziehen mit ihren Herden durchs Land. Während die
Männer sich optisch nicht gross von anderen Volksstämmen unterscheiden,
leben die Kinder und Frauen meist traditionell. Die Frauen tragen
lediglich einen Lendenschurz aus Leder, dafür reichlich Schmuck der
ihren Status zeigt. Speziell ist ihre rot-braune Hautfarbe, die aus
einer selbstgemachten Creme aus Fett, Tonerde und Gewürzen besteht, die
als Sonnen-, Insektenschutz und zur Körperhygiene dient, denn die
Himbafrauen waschen sich ab ihrem 16. Lebensjahr nicht mehr. Die Creme
wird täglich aufgetragen und auch die Haare dick damit eingerieben. An
der Frisur erkennt man auch den Sozialstatus einer Frau: als Kind trägt
sie zwei Zöpfe die über den Kopf in die Stirn fallen, Jungs tragen nur
einen. Erreicht die Frau das heiratsfähige Alter, trägt sie die Haare in
einer Art Krönchen, verheiratete Frauen tragen Zöpfe, dick verspachtelt
mit ihrer Creme.
Früher galten die Himbas als scheu und zurückgezogen,
doch mit dem Tourismus kam auch der Geschäftssinn und viele
Himbafamilien verdienen sich etwas dazu, in dem sie ihre Frauen und
Kinder für Geld von Touristen fotografieren lassen. Mittlerweile kann
man auch Himbadörfer in einer geführten Tour besuchen und sich dort von
englischsprachigen Guides die Traditionen erklären lassen die die Himbas
vorzeigen. Beides ist nicht so unseres, drum wollen wir in die
abgeschiedeneren Gebiete fahren und uns einen Eindruck von den Menschen
fernab des Tourismus machen.
In der Abgeschiedenheit des Kaokovelds
Wir folgen dem Flussbett des Hoarusib
bis uns eine grosse Giraffenherde die Weiterfahrt versperrt. Lange
beobachten wir die edlen Tiere und entscheiden uns dann für die Fahrt
aussen rum um sie nicht weiter zu stören. Über eine steinige Piste
passieren wir den Fuss des Mt. Himba Sphinx, erste einfache
Himbahütten tauchen auf, doch sie scheinen verlassen. Ein traditionelles
Himbadorf ist eigentlich zu 100 % kompostierbar. Die Hütten bestehen
aus mit Lederschnüren zusammengebundenen Aesten, bedeckt mit einer
Schicht isolierendem Kuhdung. Auch die Corals, wo sich die Ziegen
aufhalten, sind nur mit dem Holz des Mopanebaum gebaut, verstärkt mit
buschigen Aesten. Der Mopanebaum dient nicht nur als Nahrung für
Elefanten, Giraffen und Nashörner, im Laub gedeihen nahrhafte Raupen,
die auch zur Herstellung von Wildseide verwendet werden. Die Rinde
verarbeiten die Himbas zu Schnüren und die Blätter sind gut gegen
Magenbeschwerden, wieder einmal ein gutes Beispiel wie in der Natur
alles zusammenpasst!
Wir passieren die Ortschaft Orupempe, die
eigentlich nur aus einer Polizeistation besteht und dem Dorfladen in
Form eines kleinen Hüttchens mit allem was der Reisende brauchen könnte:
kaltes Bier, Teigwaren, Dosenfutter, Zahnpasta und
Kopfschmerztabletten. Auch hier unterstützen wir mit einem kleinen
Einkauf und fahren danach direkt zur Oranjedrom. Die orange
Tonne ist eine von 4 Markierungen im Kaokoland, mithilfe dieser man sich
eigentlich überall orientieren kann. Jede ist individuell dekoriert und
Reisende hinterlassen hier Nachrichten, Kleber oder sonstige lustige
Dinge. Wir schlagen die Piste nach Norden ein, denn wir wollen ins Hartmannstal.
Per Zufall finden wir den unscheinbaren Abzweiger zu einem traumhaften
Campplatz, erhöht und umgeben von Felsen als Windschutz. Das Panorama
übers Tal und die Hartmannsberge im Osten ist grandios und der Sonnenuntergang gibt das Seine zu einem kitschig-romantischen Abschluss eines schönen Tages!
Am Morgen fahren wir weiter nach Norden, bis uns die grossen Taldünen den Weg zum Kunene
und der Grenze zu Angola versperren. Auf einem Berg geniessen wir den
Blick aufs Nebelmeer über der Skeleton Coast, aber auch übers Tal mit den
lustigen Feenkreisen (kreisrunde Flächen ohne Bewuchs, vermutlich durch
Termitennester im Boden). Hier oben wird einem schlagartig bewusst, wie
einsam die Gegend hier ist und wie abgeschieden. Man will sich nicht
ausdenken wie lange es im Notfall dauert bis Hilfe hier ist, zumal es im
weiten Umkreis kein Handynetz gibt.
Östlich der Hartmannsberge liegt das Marienflusstal,
vor allem nach der Regenzeit ist das ganze Tal von zartem Grün bedeckt,
die Feenkreise leuchten und viele Tiere erfreuen sich am Wasser des
Marienflusses, der für die Schönheit des Tales verantwortlich ist. Im
Moment ist nichts mit zartem Grün, es ist die trockenste Zeit des Jahres
und auch der Fluss ist mehrheitlich trocken. Wir fahren auf
tiefsandigen Pfaden ganz ans Ende des Tals, bis wir den Kunene
erreichen. Wie schön wäre ein Bad in den Pools des Flusses die in der
Morgensonne glitzern, doch es soll hier Krokodile geben und vom Baden
wird dringend abgeraten. Auf der anderen Seite des Flusses lockt die
Berglandschaft Angolas, so nah und doch unerreichbar für uns. Wir haben
uns gegen das aufwändige Visumverfahren entschieden und bereisen
stattdessen den östlichen Teil Südafrikas.
Auf einer alten, verwachsenen Piste fahren wir ein Stück entlang des Flusses und ploppen gleich bei
der Feuerstelle einer Himbafamilie aus dem Gebüsch. Ich weiss nicht wer
verschreckter aus der Wäsche geguckt hat doch die Situation löst sich in
gegenseitigem fröhlichen Winken auf.
Auf steinigen mühsamen Pisten verlassen wir das Marienflusstal bei der Roidroom (rote Tonne). Wir müssen einen weiten Umweg nach Süden fahren, der direkte Weg nach Osten führt über den Van Zyls-Pass, doch
der ist von Westen nicht befahrbar weil sehr steil und keine
Möglichkeit zu kreuzen. Dieser Pass hätte Dani sehr gereizt, denn er ist
berühmt und berüchtigt unter Offroadfahrern, doch für uns liegt dieses
Abenteuer leider nicht drin, da wir die Route von Westen her fahren.
Aufgrund der elenden Abgeschiedenheit hier draussen bin ich nicht böse,
dass wir diesen Pass nicht fahren, obwohl ich ja eigentlich weiss, dass
Dani & Tico ihn mit Bravour gemeistert hätten ;-). Da kann ich nur
sagen: es ist noch nicht aller Tage Abend, wir kommen wieder – keine
Frage ;-)
Offroadspass im Himbaland
Als Entschädigung fahren wir den ruppigen Jan Jouberts-Pass der uns in die schöne Gegend der Otjiha-Plains bringt. Langweilig wirds uns auch auf dieser Route nicht. Auf der Strecke von Otjitanda nach Okangwati
(D3703) gilt es eine weitläufige Hügelkette zu bezwingen und da kann
sich Dani dann richtig ausleben. Immer wieder gilt es, knifflige
Passagen zu begutachten und die Ideallinie zu besprechen, auf welcher
ich ihn dann versuche zu weisen. Manchmal müssen wir die allzu
ausgewaschenen Stellen mit Steinen präparierien, damit Tico nirgends
aufsetzt. Da ist keine Zeit gross nachzudenken und am Ende hats sogar
mir richtig Spass gemacht zu sehen, wie Tico mühelos über jedes
Hindernis klettert!
Die letzten Tage haben wir immer mal wieder
Himbas gekreuzt. Meistens winken sie scheu neben ihren Hütten, manchmal
reiten sie auf Eseln vorbei oder treiben Ziegenherden vor sich her, aber
immer lächeln sie und winken zurück. Die Frauen sind wirklich
wunderschön und strahlen eine Anmut aus, man muss sie einfach ansehen.
Heute treffen wir auf eine ganz aufgeschlossene Familie, sie winken
freudig und kommen gleich neugierig angelaufen, als wir anhalten. Leider
spricht niemand englisch, doch die Verständigung mit Hand und Fuss
führt auf beiden Seiten zu Belustigung und das Eis ist schnell
gebrochen. Freudig nehmen sie unsere Gaben entgegen und auch gegen ein
Foto haben sie nichts einzuwenden. Im Gegenteil, scheu richten sie ihre
Zöpfe und umringen Dani um zu sehen, wie sie auf dem Foto aussehen, ein
wirklich schönes Erlebnis.
Ganz anders ist die Situation in Okangwati,
wo wir wieder auf die Touristenroute treffen. Hier lächelt kaum mehr
einer zurück oder grüsst. Die Kinder rennen uns nach und betteln um Geld
oder Süssigkeiten. "Hello", "Money" und "Sweets" sind wohl die einzigen englischen Ausdrücke die sie kennen. Während wir
vor den Toren des Dorfes versuchen das magere Handysignal einzufangen,
bildet sich eine stattliche Gruppe Kinder um unser Auto die energisch
Süssigkeiten fordern. Als wir bedauernd verneinen, da wir wirklich keine
solchen an Bord haben, werden sie wütend, einer hebt sogar einen Stein
und wirft ihn, als wir allerdings schon etwas entfernt sind. Es stimmt
uns wirklich traurig und wir hoffen, dass solche Erlebnisse in Zukunft
weiterhin die Ausnahme bleiben.
Richtungswechsel
Auf guter Piste gehts hoch in den Norden nach Epupa. Hier führt der Kunene
richtig Wasser und bildet nach der Regenzeit imposante Wasserfälle und
Stromschnellen. Im Moment sind die Fälle nicht sehr spektakulär, aber
der Fluss ist auch so wunderschön mit den kleinen Inseln und den grünen
Ufern. An einem idyllischen Sandstrand essen wir unser Frühstücksmüesli
und Dani erkundet den Flusslauf mit der Drohne.
Wir haben hier den nördlichsten Punkt Namibias erreicht, ab jetzt gehts wieder Richtung Südosten. Epupa
selbst besteht nur aus Campingplätzen und Raftingagenturen, man muss
den Touristen schliesslich was bieten. Wir bevorzugen da doch eher die
schöne Piste entlang des Kunenes nach Osten, vorbei an kleinen
Siedlungen und palmengesäumten Stränden. An einem solchen schlagen wir
unser Lager auf, das turtelnde Himbapäärchen und ihre Ziegenherde lassen
sich davon nicht stören und so verbringen wir einen gemütlichen
Nachmittag am Strand, ganz ohne Sweets und Money, dafür mit kaltem Bier
und einem üppigen Apero, ja auch nach fast 10 Tagen Abgeschiedenheit
sind wir kulinarisch noch immer nicht auf Reserve :-)
Am nächsten Morgen fahren wir noch bis Ruacana,
dem Grenzposten nach Angola. Auf dem Aussichtspunkt gibts zwar nicht
wirklich was zu sehen, dafür haben wir hier Empfang, wir freuen uns
riesig über die vielen Nachrichten, die sich in der Zwischenzeit
angesammelt haben! An der Tankstelle werden wir endlich den Abfall los,
der seit gut einer Woche auf dem Dach vor sich hin müffelt und pumpen
die Reifen auf Asphaltdruck, tanken müssen wir nach knapp 1'200
Offroad-km tatsächlich immer noch nicht, es reicht sogar noch für unser
nächstes und langersehntes Ziel: Etosha – wir kommen!