Mexico 8 - Yucatan

...durch den Keller des Hauses steigen wir ab. Im Schein der Taschenlampen werfen die Felsen bizarre Schatten, unsere Stimmen hallen von den Wänden und die Feuchtigkeit kriecht bis unter die Haut. Noch wenige Schritte und wir hören das Wasser plätschern. Die Bewegungen des Wassers spiegeln sich im Lichtschein und zaubern Reflexionen auf die Felswände. Ich tauche einen Zeh ins Wasser… plötzlich rufts von oben auf Spanisch: „Hey Freunde, der Lichtschalter ist hier oben“ Klack und wir stehen im Scheinwerferlicht. Erst jetzt erkennen wir, in was für einer gewaltigen Höhle wir stehen. Die Stalaktiten dick wie Baumstämme, Wurzeln hangeln sich vom Fels bis ins Wasser runter, das Wasser kristallklar und erfrischend, DAS ist mal eine Cenote…
 
Cenoten

Die Kalksteinkavernen entstanden vermutlich durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag vor Millionen von Jahren. Diese unterirdischen Höhlen, die es so übrigens nur im Yucatan gibt, sind mit klarstem Grundwasser gefüllt. Durch eine Oeffnung an der Oberfläche, sei es durch Einsturz oder Grabung, werden sie erst entdeckt und viele davon wurden mit Treppen oder Leitern begehbar gemacht. Den Mayas waren die Cenoten heilig als Tor zur Unterwelt Xibalba, und in vielen Cenoten wurden Gaben gefunden, die die Maya ihrem Regengott Chac geopfert haben um für das wertvolle Nass zu danken. Im Yucatan, wo es kaum oberirdisches Gewässer gibt, sind die Cenoten zum einen nach wie vor eine wertvolle Trinkwasserquelle, zum anderen natürlich eine herrliche Erfrischung und nicht zuletzt veritable Einnahmequellen, vor allem wenn sie an den Touristenhauptrouten liegen.
 
Edzna
Die Yucatan-Halbinsel hat an archäologischen Schätzen so einiges zu bieten, doch wir können uns kaum vorstellen, dass Palenque noch zu toppen ist. Auf dem Weg zur Mayastätte Edzna fahren wir in eine Grosskontrolle der mexikanischen Bundespolizei. Jedes Fahrzeug wird rausgewunken und kontrolliert, das kann ja heiter werden, von solchen Kontrollen haben wir schon gehört. Auf unser höfliches „Buenas tardes Senores“ folgt ein knappes: Ausweise und Fahrzeugpapiere bitte, gefolgt von einem: wo kommt ihr her? Wir zeigen auf unsere Passkopien und antworten: aus der kalten Schweiz kommen wir hierher um Euer schönes Land zu bereisen. Da hellen sich die Gesichter auf und wir dürfen augenblicklich weiterfahren. Gerne hätt ich noch etwas mit den jetzt so freundlichen Polizisten geplaudert aber schliesslich haben die Herren hier ja noch zu tun und auch wir wollen heute noch nach Edzna. Dort angekommen, sehen wir trotz der Tatsache dass es Sonntag Nachmittag ist nur wenige Autos auf dem Parkplatz, deshalb beschliessen wir, die Ruinen gleich heute noch anzuschauen. Da Edzna zu den kleineren Stätten gehört, sind wir sehr überrascht ob der Weitläufigkeit der Anlage. Trotz der Hitze klettern wir auf allen Gebäuden rum, doch die wirklichen Stars hier sind zweifelsohne die riesigen und sehr zahlreichen Iguanas, die auf den Steinen rumliegen oder sich gegenseitig durch die Gegend jagen. Der Parkplatz liegt parkähnlich am Waldrand und gerne hätten wir gleich hier genächtigt, doch um 17.00 Uhr werden die Tore geschlossen. Da die Umgebung aber sehr ruhig ist, bleiben wir gleich am Waldrand aussen am Tor, nach dem heissen Tag und der Rumkraxlerei haben wir keine Lust mehr noch weit zu fahren. Die Nacht ist denn auch sehr ruhig, nur die Tropentemperaturen machen uns noch recht zu schaffen.


Campeche
Auch Stadtbesichtigungen legen wir wenn immer möglich auf den frühen Morgen. Die Temperaturen sind noch erträglich, es herrscht Frieden und man kann herrlich auf dem Zocalo sitzen und die Händler beobachten, wie sie ihre Stände aufbauen und die Waren auslegen.
Bei Campeche reizt uns die Geschichte der Stadt. Als Handelsstadt direkt am Meer gelegen, war sie im 16 Jh. ein Magnet für Piraten. Berühmte Schurken von Henry Morgan bis Francis Drake suchten die Stadt heim, bis die Spanier eine gewaltige Wehrmauer um die Stadt zogen um sie vor den Übergriffen zu schützen.
Die Stadt ist sehr schön, doch von Piratenromantik ist heute leider nicht mehr viel zu erkennen. Von der ehemals 8 Meter hohen und 2.5 Meter dicken Stadtmauer sind nur noch Reste zu sehen, doch man kann sich schon vorstellen, wie es früher ausgesehen hat. Heute ist der Stadtkern modern und ungewohnt sauber, es hat gemütliche Cafés und Restaurants und viele Häuser leuchten in Pastellfarben. Wir gönnen uns ein deftiges mexikanisches Frühstück und italienischen Kaffee bevor wir uns wieder aus dem Staub machen. Auf dem Weg liegt grad noch ein Walmart und ein Home Depot, da können wir natürlich auch nicht einfach so dran vorbei fahren ;-)
Auf dem Weg nach Uxmal halten wir an einem kleinen Strassenbeizli und essen die vermutlich besten und günstigsten „Gringas“ von ganz Mexico. Gerichte mit Weizentortillas gibt’s hier unten nur noch selten, so greifen wir zu wenn sich die Gelegenheit bietet! Danis seliges Grinsen scheint die hübschen Mädels am Herd zu inspirieren, es gibt sogar noch einen Nachschlag!


Uxmal
Uxmal gehört zu den grösseren Mayastätten. Auch hier quartieren wir uns in der Nähe ein, damit wir am morgen gleich losstürmen können. Hier geht’s dann schon anders ab, es hat Hotels und die Tourbusse kommen auch schon angefahren. Trotzdem verläuft es sich recht gut und da wir die Anlage von hinten nach vorne erkunden, sind wir relativ alleine unterwegs. Besonders beeindruckend in Uxmal sind die vielen Details auf den Fassaden und die grosse, elipsenförmige Pyramide, die in dieser Form einzigartig ist. Seit einiger Zeit darf man auch diese nicht mehr besteigen, offenbar hat es zu viele Unfälle gegeben auf den steilen Treppen. Uns machts nichts aus, erstens ist es eh zu heiss und zweitens finden wirs ok, wenn die Touristenscharen nicht überall rumtrampeln dürfen.


Die erste Cenote
Jetzt brauchen wir erst mal Erholung für die qualmenden Füsse. Die erste Cenote kreuzt unseren Weg. Für 20 Pesos haben wir sie ganz für uns alleine. Erst sieht man nur eine Holztreppe, die in die Tiefe führt. Erst auf halbem Weg erkennt man das kristallklare Wasser in der Tropfsteinhöhle. Es ist einfach nur wunderschön! Wir schwimmen im herrlich kühlen Wasser und geniessen diese spezielle Umgebung. Fledermäuse schwirren durch die Höhle, man hört keinen Laut, es ist unbeschreiblich, drum lass ichs grad und lasse lieber die Bilder sprechen:


Mayapan
Erfrischt und beflügelt von diesem Erlebnis fahren wir am Nachmittag noch zu den kleinen, aber sehr feinen Ruinen von Mayapan. Hier gefällt es uns deutlich besser als in Uxmal. Es hat kaum Besucher, kein langes Anstehen vor unfreundlichen Kassierern und deutlich weniger Verbotsschilder. Wir schlendern zwischen den kaum restaurierten Gebäuden herum und lassen die Stimmung auf uns wirken. Es hat viele Vögel zu beobachten und natürlich auch wieder die putzigen Iguanas, die dekorativ auf den Steinen posen. Am Ausgang plaudern wir mit den Angestellten noch ein wenig über das Wetter in der Schweiz und was man generell als Schweizer in Mexiko eigentlich tut und fahren dann unter vielen guten Wünschen weiter. Wir geniessen solche Momente mit den Menschen ungemein, die Mexikaner sind eigentlich recht zurückhaltend, wenn sie dann aber loslegen wird’s meistens lustig :-)
Bei der nächsten Cenote finden wir einen guten Schlafplatz. Auch hier führt eine Treppe runter bis zum hochersehnten Nass. Dani kann kaum genug kriegen und geht sogar spätabends nochmal mit der Taschenlampe bädele.


Auf Cenotentour
Mittlerweile sind wir völlig vom Cenotenvirus infiziert. Eigentlich eh das einzig vernünftige in Yucatan und eine hervorragende Abwechslung zu den Besuchen der zahlreichen Mayastätten. Wir machen eine Cenotentour, auf welcher wir auf einem umgebauten Agavenwägelchen auf Schienen von einem Pferdchen von Cenote zu Cenote kutschiert werden. Unser Guide und Kutscher gibt sich dabei viel Mühe und unterhält uns sogar musikalisch auf der Panflöte. Am Nachmittag geht’s dann wieder auf eigene Faust auf Cenotensuche. Alle paar Kilometer ist wieder eine ausgeschildert, es ist unmöglich alle zu besuchen. Unsere „Arbeitskleidung“ besteht mittlerweile aus Badehose und Bikini, wir machen uns gar nicht mehr die Mühe uns zwischen den „Badeeinlagen“ umzuziehen und setzen uns gleich nass ins Auto.
Gegen Abend fahren wir zu einer weiteren ausgeschilderten Cenote. Mitten auf einem Bauernhof parkieren wir, zwischen Pferden, Schafen und Truthähnen, nur eine Cenote entdecken wir nirgends. Wir denken schon wir wären falsch, da winkt uns ein Mädchen zu sich zum Haus, dies wäre eben die Anfangs beschriebene Traumcenote im Keller. Das Gewölbe ist so gross, dass wir mit etwas Unbehagen feststellen, dass wir genau unterhalb unseres Autos schwimmen, ein komisches Gefühl! Wir können gleich auf dem Hof übernachten und zahlen nicht mal extra dafür. Im Gegenteil, abends dürfen wir ganz alleine noch mal nach unten und uns abkühlen, und auch die Outdoorduschen nutzen wir verschwenderisch am nächsten Morgen.


Rio Lagartos
Auf dem Weg nach Norden besuchen wir auch Ixamal „die gelbe Stadt“. Zu Ehren des Besuchs von Papst Johannes Paul II wurden alle Gebäude in der Innenstadt gelb gestrichen. Der Grund dafür erschliesst sich uns zwar nicht, doch es sieht toll aus. Auch hier verbringen wir einen gemütlichen Morgen und fahren im Anschluss hoch ans Meer. Rio Lagartos erwartet uns mit heiss schwülen Temperaturen und vielen Tourangeboten, denn wie alle anderen auch sind wir wegen der Flamingos hier die zu Tausenden in der Lagune brüten. Wir sind zwar nicht mehr in der Hauptsaison, hoffen aber noch einige dieser witzigen Tiere zu finden. Wir campen grad am See und geniessen die Gesellschaft zweier deutscher Overlandpäärchen. Es ist wiedermal schön neue Leute zu treffen, Infos und Erlebnisse auszutauschen bis uns die Mosquitos unters Netz treiben. Nach einer Tropennacht zwischen Lagune und Mangrovenwald befahren wir den schmalen Lagunenweg nach El Cuyo. Links das Meer, rechts die Laguna und davon sieht man genau nichts, da alles so verwachsen ist. Doch irgendwann erhaschen wir den Blick auf die Lagune und auch auf einige Flamingos. Aus einiger Entfernung beobachten wir die ungewohnten Tiere mit den endlos langen Hälsen. 10 km vor El Cuyo geht’s dann nicht mehr weiter, Ein Pick-Up ist auf dem schmalen Weg liegengeblieben. Er wird von seinen mexikanischen Insassen (zum Glück reisen Mexikaner so gerne in Gruppen) bis zur nächsten Ausbuchtung geschoben, damit wir überholen können. Nun wir sind ja nicht so und schleppen das Fahrzeug bis nach El Cuyo über die Holperstrasse ab.


El Cuyo ist etwas enttäuschend, wir hatten uns auf ein Mittagessen am Strand gefreut, doch wir finden kein offenes Restaurant, am Strand ists sehr windig und überhaupt ist da nix mit Flanieren auf der Strandpromenade. So steuern wir direkt die nächste Cenote an, wo wir auf dem Parkplatz auf die amerikanischen Overlander Runningfrommonday treffen, von denen wir schon viel auf iOverlander gelesen haben. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und auch die riesige Underground Cenote gehört für uns zu den Top 5.


Sian Ka’an Nature Reserve an der Karibikküste
Unser Weg führt nun unweigerlich Richtung Süden. Bei Tulum machen wir einen Abstecher an die Karibikküste. Der Trubel am Sonntagnachmittag sowie die horrenden Preise bei den Pyramiden lassen uns sehr schnell aus der Stadt verschwinden. Wir fahren auf einer schmalen Landzunge runter ins Naturschutzgebiet, vorbei an edlen Spas, Yogaresorts und veganen Tacoläden. Nach 20 km haben wir ihn gefunden, unseren einsamen Karibikstrand. Wir stehen direkt am Meer unter Kokospalmen und schneeweisem Sand. Zwar hat es wie an jedem öffentlichen Strand viel Schwemmgut und Algen am Strand, aber da sieht man nur mal, wie viel Aufwand in einem Resort betrieben wird, für die verwöhnten All-Inclusiv-Touristen einen Postkartenstrand zu unterhalten.
Nun sind wir also nach fast einem Jahr in die Karibik zurückgekehrt, mit vielen Erlebnissen und vor allem mit dem eigenen Auto! Wir kredenzen diesen speziellen Tag mit einer frischen Kokosnuss in der Hängematte und sind grad einfach nur unheimlich glücklich…


Laguna Bacalar
Wer uns kennt, weiss, dass wir am Meer nicht lange glücklich sind. Nach einer klebrig feuchten Nacht verlassen wir unser Paradiesli an der Karibik auch schon wieder. Über Tulum, wo wir im Chedrauli nochmal von den unverschämt leckeren Croissants und Pain Chocolat holen fahren wir zur Laguna Bacalar, dem zweitgrössten See Mexicos. Ein einladender See, ein Grassplatz zum Stehen, ein paar Palapas und gepflegte Nasszellen, das ist was wir brauchen und auch finden. Auch wenn der „Ruhetag“ dann schliesslich missbraucht wird zum Putzen, Räder jonglieren und Vorhänge waschen ist es nötig und tut gut. Es ist sonst einfach zu heiss für diese Dinge und hier können wir uns nach jedem Arbeitsschritt wieder kurz im See oder unter der kräftigen Dusche abkühlen, herrlich.
Es ist auch langsam an der Zeit, sich auf den Grenzübertritt nach Belize vorzubereiten. Dokumente müssen hervorgekramt werden, Geldreserven überprüft und auch der Kühlschrank muss geleert werden. Dies fällt uns nicht so schwer, befinden sich im Kühlschrank im Moment doch vor allem kühle Getränke und jede Menge Bier ;-) Abends machen wir ein Barbeque mit René, unserem Lieblingsitaliener und vernichten so die letzten frischen Vorräte.


Chetumal
Nachdem am frühen Nachmittag auch die saubere Wäsche endlich angeliefert wird, verlassen wir den tollen Camping. In der Grenzstadt Chetumal stürmen wir ein letztes Mal Disneyland - sprich Walmart ;-) und decken uns mit den Dingen ein, die wir denken in Zentralamerika nicht mehr so einfach zu kriegen. Für den letzten Campplatz in Mexico wählen wir das Yax-Ha-Resort direkt am Meer, mit grosszügigen Grassflächen unter Palmen. Hier quartieren wir uns gleich für drei Nächte ein, der Platz ist sehr schön und das Internet für mexikanische Verhältnisse gut. Am nächsten Tag trifft dann auch René ein der sich mit Danis Hilfe noch um Last Minute Arbeiten für seinen Cruiser kümmert, damit auch er für Belize gerüstet ist.

Wir verlassen das liebgewonnene Mexico nach fast vier Monaten mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es ist Zeit weiterzuziehen, und wir können es kaum erwarten und sind gespannt darauf, was uns Zentralamerika zu bieten hat.

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