Kolumbien - Ostkordilleren
Der Berg ruft…
Gestärkt von Pierres
herrlichem Frühstück und seiner Gastfreundschaft fühlen wir uns
gewappnet für eine Fahrt hoch in die Berge Kolumbiens. Die Strassen sind
gut, die Aussicht grandios, die Menschen zurückhaltend aber freundlich.
Am
frühen Nachmittag erreichen wir die Laguna Salado, ein hübscher Bergsee
umgeben von Bergen, Bächen, Kühen und einem schönen Wasserfall - fast
wie zuhause! Leider ist es neblig und nieslig und die Temperaturen
laden auch nicht gerade zum Baden ein. Mittlerweile sind auch die Vivas eingetroffen
und gemeinsam suchen wir uns auf ausgetretenen Kuhpfaden einen Weg zum
Wasserfall. Das Hochmoor macht uns aber einen Strich durch die Rechnung
und wir müssen wieder umkehren. Die Aktion hat auf jeden Fall etwas warm
gegeben und dies ist gut so, denn die Temperaturen liegen mittlerweile
gut im einstelligen Bereich. Den Rest des Tages harren wir der Kälte mit
Kartenspielen und der letzten Flasche Flor de Cana ;-)
Der nächste
Morgen bringt uns zur Passhöhe auf 3‘900 müM. Für einen Andenpass ist dies
noch gar nichts, aber so wie Tico stottert und raucht, sollte man
meinen wir seien schon in Bolivien, das kann ja noch heiter werden...
Wir
fahren rasch weiter, denn in der Ferne sehen wir blauen Himmel und
genau da wollen wir hin. Wir haben beschlossen, nicht weiter ins Gebirge
zu fahren, das Wetter macht eh schon keinen Spass, da wollen wir nicht
auch noch ständig frieren.
So kurven wir wieder runter ins Tal,
fahren durch malerische Bergdörfer und kaufen die leckersten Arepas
(frittierte Maisküchlein) die wir je hatten.
Chicamocha Canyon
Mittlerweile
befinden wir uns in einem der grössten Schluchtensysteme der Welt. Steil
und kurvig geht es zu, die Distanzen haben wir mal wieder total
unterschätzt. Bevor wir auf die Mesa de los Santos fahren - von welcher
die Sicht auf den Chicamocha-Canyon besonders schön sein soll - halten
wir an einer Trucker-Beiz und ordern das Tagesmenü. Wie immer gibt’s
eine reichhaltige Suppe, danach ein ordentliches Stück Fleisch mit
Kartoffeln, Kochbananen und Yucca, dazu einen frischen Maracujasaft und
ein kleines Dessert. Dies alles für ein paar Franken und lecker ists
noch dazu! Die Mesa de los Santos ist nicht so unser Fall. Die Hochebene
scheint das Refugium der Oberschicht zu sein. Viele pompöse Villen
hinter fetten Toren und endlosen Zäunen, die die Aussicht auf den Canyon
verwehren. Am Ende dann der Vergnügungspark bei der Seilbahn, die den
Canyon überspannt. Vermutlich haben wir einfach schon zu viele geniale
Canyons gesehen, so dass dieser uns nicht mehr aus den Socken haut, aber
der Gesichtsausdruck der Vivas, die gerade von der Seilbahn kommen,
lässt ähnliches erahnen. Während sie mit der Bahn wieder zurück fahren,
geht’s für uns auf der Strasse runter ins Tal, nur um auf der anderen
Seite alles wieder hochzufahren. Auf dieser Seite der Seilbahn gibt’s
noch einen grösseren Park, vom Streichelzoo bis zum Aquapark ist hier
alles vorhanden was die kolumbianische Durchschnittsfamilie begeistert.
Wir fahren getrost dran vorbei und suchen uns einen Platz mit
Panoramaaussicht.
Unser Fazit zum Chicamocha-Canyon: Für die beste
Sicht über die Canyons muss man weder den Park besuchen noch mit der
teuren Seilbahn fahren - die besten Aus- und Weitblicke hat man sowiso
entlang der Strasse. Leider ist diese stark befahren und es gibt nur
wenige Möglichkeiten anzuhalten.
Barichara
Die hübsche Kolonialstadt
Barichara erreichen wir nach einer wunderschönen Fahrt durchs Hinterland
und die sanften Hügel. Hier wird vor allem Tabak angebaut, dessen
Blätter zu Tausenden aufgehängt und getrocknet werden. Die Bauern sind
aufgeschlossen und freundlich, so dass auch wir immer wieder anhalten
und fragen was den hier so geerntet wird. Maschinen gibt es hier nur
wenige, es wird viel von Hand gemacht. Gepflügt wird mit Pferd und
Pflugschar, die Bohnen von Hand gepuhlt und am Strassenrand getrocknet.
Barichara
gefällt uns sehr gut, obschon es ziemlich touristisch ist. Die Strassen
aus Kopfsteinpflaster führen steil nach oben, flankiert von gepflegten
Häuserzeilen mit weiss getünchten Wänden, vielen Blumen und ordentlichen
Ziegeldächern.
Wir quartieren uns für einmal im Hotel ein, Tico
steht sicher im Hinterhof, so können wir das Städtchen in Ruhe zu Fuss
erkunden. Wir nutzen das schöne Wetter und laufen den Camino Real, den
historischen 9 km langen Fussweg nach Guane. Der Weg wurde damals von
den Indigenas aus vielen groben Steinen angelegt, die bis heute
überdauert haben. Man muss sich schon etwas konzentrieren um auf dem
unebenen Untergrund nicht wegzuknicken, doch der sonnige Tag und die
schöne Landschaft entschädigen für die Strapazen. In Guane gibt’s zur
Belohnung hausgemachtes Fruchteis dass hier überall verkauft wird, und
einen Spaziergang über den Dorfplatz, bevor wir mit dem Bus wieder nach
Barichara zurückkehren.
Am Abend wollen wir uns mal wieder ins
Nachtleben stürzen, doch wir müssen feststellen, dass hier ab 20.00 Uhr
die Trottoirs hochgeklappt werden, und dies an einem Samstag! Wir essen
die schlechteste Pizza unseres Lebens und laufen zurück ins Hotel, wo
wir den restlichen Abend im WLAN herumsurfen und uns durchs
kolumbianische Fernsehprogramm zappen.
Am nächsten Morgen haben wir
mehr Glück. Wir kaufen unser Frühstück in der Bäckerei, setzen uns an
den Dorfplatz und beobachten die Menschen, die in Scharen zur
Sonntagsgottesdienst pilgern. Die Bauern aus der Umgebung haben ihre
besten Sachen an, die Kinder sind herausgeputzt und hübsch frisiert, es
gibt viel zu sehen und verstohlen zu fotografieren.
Wir geniessen die
Tage in und um Barichara. Wir finden doch noch ein richtig tolles
Restaurant und erleben die Bewohner bei einem Fest, wo ganze Schweine
auf der Strasse gegrillt werden, fast ein bisschen wie bei Asterix und
Obelix. Doch auch hier gilt, kaum ist das Essen vorbei werden die Feuer
gelöscht und die Dorfbewohner marschieren mit ihren Gartenstühlen wieder
nach Hause, was für ein Bild!
Mittlerweile haben wir unser
Hotelzimmer gegen einen tollen Aussichtsplatz am Rande des Dorfes
getauscht. Hier sitzen wir bei grandioser Aussicht vor dem Auto und
lassen den Abend jeweils ausklingen.
Weder Morgenrot noch Strahlenmeer...
Durch
das Adventure Mekka San Gil fahren wir nur zum Einkaufen. Das Wetter
zeigt sich noch immer nicht von seiner besten Seite und Riverrafting in
der braunen Brühe macht uns nicht wirklich an.
Der Supermarkt hat
alles was das Herz begehrt und grinsend schieb ich einen vollen
Einkaufswagen zum Parkplatz. Danis Blick sagt ja schon alles, doch ich
zucke nur entschuldigend mit den Schultern denn nein, ich weiss auch
nicht wo wir das alles verstauen sollen, der Kühlschrank platzt aus
allen Nähten, die Schranktüren gehen kaum mehr zu und im Mittelgang
liegt auch schon genug im Weg rum! Aber es steht der Nationalfeiertag
bevor und da soll man sich schliesslich ja auch kulinarisch was gönnen!
Wieder
geht es in die Höhe, wir wollen zum grössten See Kolumbiens und
vielleicht mal wieder etwas wandern. Wir fahren durch riesige
Zuckerrohrfelder und staunen ob dem hiesigen Transportsystem. Die
wankenden Zuckerrohrbündel mit Beinen entpuppen sich beim genaueren
Hinsehen als Maultiere, die ungeachtet ihrer Last gemächlich ihren Weg
zurück nach Hause gehen. Auch wir probieren die süssen Stengel und sind
begeistert. Dani haut mit der Machete einen kleinen Vorrat in
mundgerechte Stücke, damit wir auf dem Weg was zum Zutzeln haben.
Je
höher wir kommen, desto trister wird das Wetter und wir bleiben auf
einem grossen Platz in der Höhe mit schöner Aussicht - wenn man denn
etwas sehen könnte... Es ist kein Traumplatz, doch es ist ungemein
schwierig, hier in den Bergen schöne Campplätzchen zu finden, so haben
wir unsere Ansprüche auch schon recht heruntergeschraubt. Auf dem Platz
treffen wir auf eine Gruppe Frauen, die um ein Feuer sitzt und fröhlich
Gemüse rüstet. Eine Kiste Bier ist schon halb leer und auch eine grosse
Buddel Schnaps macht rege die Runde. Die Damen feiern eine
Geburtstagsparty und sind hocherfreut ob unserer Gesellschaft.
Wir
hingegen freuen uns, als wenig später die Vivas ankommen, zu viert
feiert sichs einfach besser, ausserdem steht noch eine Phase-10-Revanche
an.
Wir feiern den 1. August gemeinsam mit einem guten Essen und
zwei Flaschen Wein unter einer grossen Schweizerflagge, bevor uns die
Kälte trotz Merino, Mützen und Handschuhen ins Auto treibt.
Mongui oder die Wiege der Fussbälle Südamerikas
Weiter
geht der Weg durch die Berge. Immer mal wieder fahren wir durch kleine
Dörfer mit schönen Kirchen und Plätzen und wir lassen uns überraschen,
was es zu sehen und zu kaufen gibt. Mal wird frischer Käse angeboten,
mal Merengon - Merenge mit einer süssen Creme und Früchten - ein anderes Dorf hat sich ganz der Frucht Feijoa
verschrieben, es gibt sie gleich in zig Läden als Glacé, Konfi oder
Sabajon - eine Art Eierlikör - und alle laden uns freundlich zum
Probieren ein.
Schliesslich erreichen wir Mongui, hier werden schon
seit vielen Jahren Fussbälle gefertigt. Die Türen der kleinen
Familienmanufakturen stehen offen, man kann sich ansehen wie die
verschiedensten Bälle gefertigt werden, es hat ein Museum und natürlich
gibt es sie auch in allen Versionen überall zu kaufen. Wir sind
allerdings aus einem anderen Grund hier. Hinter dem Dorf führt ein Weg
steil hoch in die Berge, zum Ausgangspunkt der Wanderung auf den Paramo
de Oceta, einer Hochebene in den Kordilleren. Hier auf gut über 3000 müM finden wir einen paradiesischen Campplatz und stellen uns auf eine
frostige Nacht ein.
Wanderung auf den Paramo de Oceta
Am
nächsten Morgen finden wir uns von einer Kuhherde umringt, der Himmel
ist stahlblau und im Tal liegt der Nebel, eine Wahnsinnsstimmung!
Die Halbtageswanderung führt uns über Hochmoor und alpenähnliche Vegetation in die Höhe. Speziell sind hier oben die Frailejones,
palmenartige Pflanzen, ähnlich den Joshua Trees, man findet sie nur
hier in den Paramos, den Hochplateaus der Kordilleren. Zum Glück haben
wir ein GPS mitgenommen, den Weg zu finden ist nicht so einfach und
endet auch öfters mal mitten im Moor. So sehr die Bergwelt manchmal den
Schweizer Alpen ähnelt, die gelben Wegweiser mit den Orts- und
Zeitangaben können wir beim besten Willen nicht finden ;-)
Heisses Wasser in Iza - Kaltes im Lago de Toto
Zur
Entspannung geht’s als nächstes zu den heissen Quellen von Iza. Im
dampfenden schwefeligen Wasser entspannen wir die müden Muskeln und
geniessen die Aussicht in die Berge, einfach herrlich!
Leider hat uns
das schlechte Wetter bereits wieder eingeholt und so zeigt sich der
Lago de Toto, Kolumbiens grösster See, leider nicht in seinen berühmten
Farben, auch der Playa Blanca ist heute eher beige als blendend weiss.
So ziehen wir bald wieder weiter, bei einstelligen Temperaturen kommt
bei uns irgendwie kein Beachfeeling auf.
Gaumenfreuden im Swiss Gourmet
Der
Schweizer Auswanderer Roman führt oberhalb von Tunja ein kleines
Restaurant und einen Laden mit Wurst- und Käsespezialitäten. Solche
Plätze sprechen sich bei Overlandern immer sehr rasch rum und ziehen
auch uns an wie ein Magnet. Zum Glück bekommen wir auch am frühen
Nachmittag noch das Tagesmenü, es gibt Thüringer Bratwurst mit
Zwiebelsauce, hmmm…. Auf der Karte finden sich Köstlichkeiten wie Cordon
Bleu, Zürcher Gschnetzeltes und Fondue, mal gucken wie wir es planen
können, hier noch mal vorbei zu kommen ;-). Von Roman erfahren wir viel
über die Region, aber auch wie es ist als Schweizer in Kolumbien ein
eigenes Geschäft zu führen. Wir schätzen solche Gespräche immer sehr,
geben sie doch einen etwas tieferen Einblick ins Land, als man sonst als
Tourist bekommt.
Bevor wir weiterfahren, decken wir uns noch
ordentlich mit Käse, Würsten, Fleischkäse und ofenfrischen Bretzeln ein,
eine solche Gelegenheit darf man nie ungenutzt lassen!
Villa de Leyva
In Villa de Leyva
treffen wir auf dem Campplatz des Hostels wieder auf die Vivas, deren
Kühlschrank gerade ähnlich gefüllt ist wie unserer. Auf dem Platz steht
auch der Landy der Güntis (Elvira & Ruedi), die gerade in den Ferien in der Schweiz weilen.
Das
Kolonialstädtchen Villa de Leyva liegt eingebettet zwischen malerischen
Hügeln und Tälern und besticht mit schmalen Gassen aus
Kopfsteinpflaster, hübschen Cafés und bunten Souvenirläden. Auf dem
Plaza major - einem der grössten seiner Art - trifft man sich zum
Plaudern oder Drachen steigen lassen. Wir schlendern einen Tag lang
durch das Touristenstädtchen, finden eine phantastische Bäckerei mit
Vollkorn- und Sauerteigbrot, trinken richtigen Espresso und essen tolle
Sandwich - alles Vorzüge einer touristischen Region. Die Schattenseiten
spüren wir deutlich auf dem Markt. Als Tourist - was man uns natürlich
deutlich ansieht - kostet alles fünfmal so viel wie gewöhnlich, sogar
das Essen in einem Asadero - einem Grillstand, wo nur Einheimische
essen. Dies ärgert uns masslos, auf einem Markt ist uns dies noch nie
passiert. Aber wer kann es den Bauern verübeln. Es hat hier en masse
Touristen aus der Stadt, die sich nicht um Preise kümmern und dann
kosten ein paar Bananen umgerechnet halt plötzlich zwei Dollar statt 20
Cent.
Unser Traumhaus
Besser als die Stadt
selber gefällt uns die Umgebung. Wir machen einen Ausflug zum
Terracottahaus, gebaut von einem lokalen Architekten, ganz aus Ton und
alles von Hand. Die unkonventionellen Formen und Interpretationen
gefallen uns sehr und wir können uns kaum losreissen. Das Haus ist voll
ausgestattet mit Steckdosen, Toiletten und fliessend Wasser, unglaublich
dass hier nie jemand gewohnt hat.
Auf dem Paso de Angel
Etwas Bewegung
verschaffen wir uns auf dem Paso de Angel, wo man auf dem Kamm zwischen
zwei Canyons entlangwandern kann. Die Fahrt durch diese Region und die
Aussicht auf der Wanderung sind wahrlich wunderschön.
Leider entpuppt
sich die Suche nach einem Schlafplatz mal wieder als unglaublich
nervenaufreibend, jeder Feldweg führt zu einem Haus, jede Wiese ist
umzäunt, Bäche und Flüsse unerreichbar. Es wird ein langer Tag, bis wir
etwas Passendes gefunden haben und nach Kochen und Abwasch ist es auch
schon wieder dunkel und kalt. Klingt nach einkuscheln und Film gucken,
die Büroarbeit kann bis morgen warten.
Wir haben den Weg so geplant,
dass wir in Villa de Leyva nochmal Brot holen und bei Roman in seinem
Swiss Gourmet das Filet Mignon mit Rösti geniessen können. Beides
begeistert und mit noch mehr Leckereien im Gepäck geht’s nach Süden.
Die
Puenta Boyaca ist ein wichtiges Wahrzeichen für die Kolumbianer. Hier
wurde die entscheidende Schlacht unter Simon Bolivar im
Unabhängigkeitskrieg geführt. Natürlich hätten wir das Wahrzeichen gerne
besucht, doch dort herrscht ein Riesentrubel mit einem gewaltigen
Aufgebot an Militär und Polizei. Ein Blick in den Reiseführer bestätigt
unsere Befürchtungen. Heute ist der Tag der Unabhängigkeit und
so wie es aussieht, wohnt der Präsident den Feierlichkeiten hier am Ort
des Geschehens bei. Wir fahren weiter und auf unserem Weg Richtung
Bogota treffen wir auf eine Militärpatrouille nach der anderen, alle
paar Kilometer stehen geschmückte Panzer und schwer bewaffnetes Militär!
Die Legende des El Dorado
An der
Laguna Guatavita ist die berühmte Sage des El Dorado entstanden. Die
Legenden der Indigenas erzählen, dass die Priester früher auf einem
goldenen Floss auf den See rausgerudert wurden um den Göttern Gold und
andere Gaben zu opfern. Natürlich hat man die Seen in der Region
mehrmals umgeleitet und ausgepumpt, um an das Gold zu gelangen.
Tatsächlich wurden zwei goldene Flosse gefunden, eines davon ist im
Goldmuseum in Bogota ausgestellt. Auch wurden weitere Goldgaben
gefunden, aber nicht im Ausmass, wie es sich die Schatzsucher erhofft
haben. Heute ist die Laguna Guatavita ein beliebtes
Wochenendausflugsziel der Städter, es gibt viele Wanderwege und
Restaurants. Wir sehen uns das Ganze lediglich von der Höhe an, vom
einem Aussichtspunkt auf über 3000 Metern. Wieder gibt’s eine windige, kühle
Nacht und am Morgen regnets auch noch, und dies an meinem Geburtstag!
Von dem Moment an, als ich eine dampfende Tasse Kaffee ans Bett serviert
bekomme, ist meine Welt wieder in Ordnung und ich stelle fest, wie
glücklich und wie dankbar ich bin, dass ich so ein Leben führen darf und ausserdem jeden Morgen von meinem Schatz den Kaffee ans Bett
serviert bekomme. An dieser Stelle auch mal ein riesiges Dankeschön an
Dani, der mich täglich mit all meinen Marotten und Launen ertragen muss!
Unter Tag
Das Wetter bessert
allerdings auch nach dem Kaffee nicht und so fahren wir stattdessen nach
Zipaquira zur berühmten Salzkathedrale. Die riesige Salzmine ist noch
aktiv und lediglich 3 % der Anlage sind für die Öffentlichkeit
zugänglich, nämlich der Teil, in welchem die unterirdische Kathedrale
liegt. Kleine Kapellen gibt es noch häufig in Bergwerken, da viele
Bergleute sehr gläubig sind und um Schutz bei ihrer gefährlichen Arbeit
zu erbitten, doch diese Kathedrale sprengt jede Vorstellung. In die
alten Stollen wurde ein kompletter Kreuzweg angelegt. Namhafte Künstler
gestalteten die einzelnen Stationen, die Kreuze sind aus Salz, Granit
oder genial beleuchtete Hohlräume. Das Ganze ist sehr puristisch
gehalten, keine Schnörkel oder oppulente Dekorationen, wir sind
fasziniert. Die Führung ist sehr informativ und kurzweilig. Im Anschluss
können wir das Tunnelsystem auf eigene Faust erkunden, es hat
verschiedene Ausstellungen und ein 3D-Film zur Entstehung der Mine. Da wir auch noch die Minerotour gebucht haben, werden wir mit Helm und
Pickel im Dunkeln in einen alten Stollen geschickt, wo wir selbst nach
Salz und Pyrit graben können, eine witzige Ergänzung.
Durch die Hintertür...
Auf einem versteckten zugewachsenen Offroadtrail suchen wir unseren Weg zum Embalsa de Neusa,
einem Park am Ufer eines schönen Stausees. Ohne Machete wären wir arm
dran gewesen, so macht die ganze Aktion allerdings richtig Spass und der
Anblick des Sees in der Alpenlandschaft ist umso schöner. Eigentlich
wäre der Park heute geschlossen, informiert uns ein Parkwächter, ganz
erschrocken, dass wir plötzlich hier stehen und will wissen woher wir
gekommen seien. Nach etwas Verhandeln dürfen wir aber bleiben mit dem
Versprechen, morgen durch den offiziellen Eingang wieder zu verschwinden
und die Parkgebühren zu bezahlen. So geniessen wir den schönen Platz,
verdauen unsere Eindrücke und Dani versucht der ständig wachsenden
Hundebande etwas Manieren beizubringen. Am Abend liegen sie ganz
selbstverständlich unter dem Auto, als wären sie bei uns schon immer zu
Hause gewesen. Als wir am nächsten Tag losfahren, folgen uns die Hunde
über mehrere Kilometer, als ob sie gar nicht fassen können, dass wir sie
hier zurücklassen. Wirklich traurig und Dani bricht es fast das Herz
den bereits liebgewonnenen „Pablo“ im Rückspiegel verschwinden zu sehen.
Nochmal kurz Brot holen :-)
Wieder
einmal brüten wir über der Karte und diskutieren die Streckenwahl. Wir
wollen nach Medellin und somit die Ostkordilleren endgültig verlassen.
Zwischen uns und Medellin liegt das Tal des Rio Magdalena und das
Smaragdgebiet. Gerne hätten wir eine Smaragdmine besucht, doch die meist
kleinen Minen liegen versteckt in den Bergen, eine zurückgezogene und
verschlossene Gesellschaft, an die man nicht so einfach herankommt.
Daneben gibt es die grossen Betriebe, die mit modernen Hilfsmitteln und
grossen Gerätschaften den Berg umwälzen, um an die begehrten Edelsteine
zu kommen. Wir umfahren das Gebiet nordöstlich, was uns noch einmal nach
Villa de Leyva bringt. Wir fahren alles abseits der Hauptstrassen,
fahren durch Bergbaugebiete, wo der Kohlestaub die Landschaft bedeckt.
Schwarzgesichtige Bergarbeiter winkend grinsend auf dem Nachhauseweg von
der Grube, überall sieht man Bergwerke und rauchende Kamine. Je weiter
nördlich wir kommen, wird die Landschaft trockener und steiniger. Die
schmalen Wege werden anspruchsvoller, die Umgebung erinnert an Utah mit
den Felsformationen und den Brauntönen der Landschaft. Hier macht das
Offroaden Spass, eine coole Ergänzung, wir hätten tagelang so weiter
fahren können.
Raquira
Wir fahren durch Raquira, ein
Dorf welches sich völlig der Lehmverarbeitung verschrieben hat. Es gibt
Töpferwerkstätten und Ziegelfabriken, rund um den Hauptplatz dominieren
farbige Souvenirläden und meterhohe Terracottafiguren. Wir kommen nicht
umhin, hier einen Spaziergang zu machen und durch die Souvenirläden zu
schlendern. Die Umgebung um Villa de Leyva hat wahrlich einiges zu
bieten und wir sind froh, haben wir diesen Weg gewählt. In der Stadt
statten wir dem Hostel nochmal einen kurzen Besuch ab, denn mittlerweile
sind die Güntis vom Heimurlaub zurückgekehrt und rüsten hier ihren
Landy für die Weiterfahrt. Die Freude ist gross denn es gibt viel zu
erzählen. Sie haben Medellin bereits besucht und halten auf den Süden
zu. Hoffentlich sehen wir uns in Ecuador wieder!
Kakao und Smaragde auf der Finca San Luis
Die
Strecke von Villa de Leyva zum Rio Magdalena hats in sich. Unzählige
Kurven und grandiose Ausblicke machen die Strecke zwar spannend,
trotzdem ist es anstrengend und immer wieder halten wir an um Fotos zu
machen. An so einem Ort werden wir von einem Kolumbianer mit
vorzüglichem Englisch angesprochen. Alejandro hat eine Kakaofinca hier
in der Nähe und lädt uns ein, beim ihm und seiner Frau Vivian zu
übernachten. Wir sind da wie immer etwas zurückhaltend, doch Alejandro
schwärmt von der schönen Umgebung und beschreibt uns den Weg, falls wir
es uns doch noch überlegen wollen. Nach kurzer Bedenkzeit entschliessen
wir uns das Abenteuer zu wagen, Alejandro macht einen freundlichen
Eindruck und die Gastfreundschaft der Kolumbianer ist schliesslich
legendär.
Alejandros Finca liegt sehr abgelegen in den Bergen. Schon
fürchten wir, uns verirrt zu haben, als wir das Schild Finca San Luis
sehen. Nun denn…
Wir sollten die Entscheidung nicht bereuen. Nachdem
uns eine freundliche Angestellte mit frischem Fruchtsaft begrüsst hat,
werden wir der Senora angemeldet und dürfen zum Haupthaus hochgehen. Wir
sind noch etwas skeptisch, doch Vivian empfängt uns voller Freude und
zeigt uns gleich das Haus, die Umgebung und die Kakaoplantage. Das Paar
aus Bogota hat vor zwei Jahren das vernachlässigte Anwesen gekauft und
bringt Gebäude und Plantage wieder auf Vordermann. Sie planen in einigen
Jahren zu einer Ecotourismusfinca zu erweitern und Cabanas zu bauen.
Aus diesem Grunde laden sie gerne Touristen ein um deren Bedürfnisse zu
erfahren.
Wir verbringen zwei schöne Tage auf der Finca und lernen
von den sympathischen Menschen unglaublich viel über den Kakaoanbau und
das Leben als solches hier in den Bergen. Der Höhepunkt ist jedoch der
Besuch einer Smaragdmine. Alejandro hat viele Jahre hier in der Umgebung
als Minero gearbeitet, kennt die Menschen und wird von ihnen
respektiert. So haben wir die Möglichkeit, mit Alejandro eine solche
Mine zu besuchen. Freundlich und neugierig werden wir von den Mineros
begrüsst. Wir bekommen Lampen und von irgendwoher werden Gummistiefel
aufgetrieben. Dann erkunden wir mit Alejandro einen aktiven Stollen und
können den Vorbereitungen für eine Felssprengung beiwohnen. Wir sind
erstaunt, wie rudimentär hier alles von statten geht, das Dynamit wird
von den Mineros selbst hergestellt, Stromkabel und Stecker für Licht
liegen einfach im Wasser. Mit den typischen Minenwägelchen wird das
Gestein nach der Sprengung ins Freie transportiert. Im Tunnel steht das
Wasser, man läuft auf einfachen Planken. Kaum sind wir wieder draussen,
hören wir das gedämpfte Bumm der Sprengung weit drinnen im
Berg. Jetzt muss der Tunnel erst 40 Minuten belüftet werden, bevor er
wieder betreten werden darf. Alejandro erklärt uns viel über den
Smaragdabbau und das ganze Business. Wir erleben die Mineros als
einfache, freundliche Menschen, sie leben hier mit ihren Familien und
arbeiten täglich im Stollen. Ein unglaubliches Erlebnis!
Alejandro
beschreibt uns einen genialen Weg für die Weiterfahrt. Vorbei an
Minendörfern, entlang von spektakulären Canyons und weitläufigen
Kakaoplantagen führt uns unser Weg, der auf keiner Karte verzeichnet
ist. Die Menschen mustern uns neugierig, denn Touristen sehen sie
vermutlich sehr selten. Manchmal fragen wir nach dem Weg, verfahren uns
auch mal in einem Minendorf aber nie werden wir argwöhnisch betrachtet
oder fühlen uns unsicher. Trotzdem wehren wir ab als wir gefragt werden,
ob wir „Esmeraldas“ kaufen wollen. Uns könnte man vermutlich alles als
Rohsmaragd verkaufen, bei diesem Spiel können wir nur verlieren.
Wir
sind fast enttäuscht, als wir die Hauptstrasse erreichen. Von hier aus
gehts nur noch bergab, bis ins Tiefland rund um den Rio Magdalena.
Temperatur und Feuchtigkeit steigen unaufhaltsam und kaum haben wir die
Ostkordilleren verlassen, vermissen wir sie auch schon wieder.