USA - California Teil 2
Yosemite Nationalpark
Eigentlich wäre
ja der Einstieg in den Nationalpark über den Tioga-Pass geplant
gewesen, der jedoch wegen Schnee bereits geschlossen ist. So fahren wir
von Westen ins Tal. Die Strassen werden enger, die Täler tiefer und die
Berge höher, so lieben wir Schweizer die Natur… Was auch seeehr
schweizerisch ist, sind die vielen Campingverbote und Absperrungen
entlang der Strasse. Uns solls für einmal egal sein, haben wir uns doch
schon mit einer Nacht auf dem Campingplatz im Park abgefunden, es gibt
schlicht keinen Sinn, den Park inklusive der langen Anfahrt in einem Tag
erkunden zu wollen.
Das Yosemite Valley ist verkehrstechnisch eine
Katastrophe. Das halbe Tal ist eine Baustelle, die Strassen umgeleitet
und nichts ist dort, wo es gemäss Karte sein sollte. Es hat zum Glück
nicht mehr solche Menschenmassen wie zur Saison, aber es reicht. Trotz
aller Bemühungen ist es uns nicht möglich, das Visitor Centre zu finden.
Gerne hätten wir im Voraus gewusst, ob es auf dem einzigen noch offenen
Campingplatz ganz zuhinterst im Tal noch Platz hat, aber es scheint so,
als ob wir dies erst vor Ort rausfinden sollten. Hier ist man auf
Andrang vorbereitet: Länge des Fahrzeuges, Ausweis, Kreditkarte, Platz
Nr. 74, danke der nächste, so ist das also. Wir quartieren uns auf dem
genannten Platz ein und sind froh, dass wir einen der abgelegeneren und
grösseren Aussenplätze erwischt haben. Dann heissts Wanderschuhe
schnüren und den Park entdecken. Einige Trails sind bereits geschlossen,
hier ist alles schon auf Winter eingestellt. Der Wanderweg zu den Vernon
Falls ist nahrhaft aber sehr schön. Leider fast alles auf Asphalt, als
ob sich hier einer mit dem Rollstuhl hochquälen würde. Aber es tut gut wiedermal richtig ins Schwitzen zu kommen, sollten wir unbedingt öfters
machen. Eigentlich wollten wir danach noch mit dem Shuttlebus weitere
Punkte anfahren, aber hier im Wald wird es früh dunkel und wir kochen
einfach lieber bei Tageslicht, also lassen wir das für heute (den
Shuttlebus, nicht das Kochen natürlich). Ringsum dröhnen die
Generatoren, ständiges Türeschlagen und Scheinwerfer, die das Wohnzimmer
erhellen, nein, das sind wir nicht gewohnt. Heute legen wir mal wieder
einen Serienabend ein und vergessen für ein paar Stunden die Welt
draussen. Trotzdem haben wir eine unruhige Nacht, denn still ist es auf
einem so grossen Campingplatz nie. Wir fragen uns zum hundertsten Mal,
wieso man sich das freiwillig antut wenn man doch so tolle und einsame
Plätze in der Natur findet. Gut, wir sind mittlerweile auch sehr
verwöhnt, da werden wir uns ab Mexico dann noch recht umstellen müssen…
Am
Morgen packen wir rasch zusammen, es ist arschkalt und Frost bedeckt
den Waldboden. Wir laufen im Park noch ein paar kürzere Trails und
amüsieren uns köstlich an den asiatischen Touristen, die sich wirklich
für keine Pose zu schad sind und der eigentlichen Attraktion die Schau
stehlen. Am „El Capitan“ suchen wir mit dem Feldstecher die Kletterer die hier direkt in der Wand übernachten, dauert der Aufstieg doch in der
Regel mehrere Tage, wenn man nicht grad Ueli Steck heisst.
Vom
Glacier Point oben hat man einen wirklich schönen Rundumblick auf die
Wasserfälle, den Half Dome und die anderen Felsen unten im Yosemite
Valley. Um diese Jahreszeit hat es nur wenige Touristen und wir
geniessen den herrlichen Tag, die Aussicht, die Sonne und die Wärme nach
der kalten Nacht.
Sequoia Nationalpark
Eigentlich
wollten wir nur auf direktem Weg vom Yosemite über einen netten
Schlafplatz zum Sequoia Nationalpark. Wie wir hier wieder auf
Offroadabwege gekommen sind, ist uns schleierhaft aber es macht eine
wunderbare Abwechslung zu den geteerten Parkstrassen so wollen wir uns
mal nicht beklagen ;-).
Um die mächtigen und Jahrtausende alten
Baumriesen bewundern zu können, müssen wir nochmals klettern, der Park
liegt natürlich auf über 2000 müM. Höher und höher windet sich die
Strasse in den Berg und wir halten Ausschau nach den Riesenbäumen. Und
plötzlich sind sie da, sie sind nicht einfach ein wenig grösser als die
anderen Bäume, nein sie sind einfach gewaltig und um ein vielfaches
dicker und höher als alles um sie herum!
Im wieder mal sehr
lohnenwerten Visitor Centre werden die Grössenunterschiede eindrücklich
dargestellt, wir können kaum glauben dass der grösste Sequoia so viel
wiegen soll wie vier vollbeladene Jumbo Jets! Die höchsten Bäume sind
zwar die Redwoods, doch mit ihrem Umfang wirken die Sequoias um einiges
mächtiger als die schlanken Redwoods. Danach sehen wir uns auf
verschiedenen Trails die Riesen etwas näher als. Damit man die Bäume
besser fotografieren kann, wurden extra Fotopoints weit weg von den
Bäumen angelegt, wie aufmerksam…
Am meisten gefallen hat uns die
Wanderung durch die Crescent Meadows, wo auch ein paar ausgebrannte
Exemplare stehen. Heute werden die Wälder regelmässig abgebrannt, denn
wenn das Buschwerk noch nicht hochgewachsen ist, kann das Feuer den
Sequoias nichts anhaben. So wird einerseits zum Erhalt der Baumriesen
beitragen, andererseits auch der Wald verjüngt. Ehrfurchtsvoll
betrachten wir die alten Riesen und stellen uns vor, was sie von den
letzten 4000 Jahren erzählen könnten.
Zum Abschluss erklimmen wir den
Moro Rock, von dessen Felsrücken man eine eindrucksvolle Rundumsicht
auf die umliegenden Wälder und Hügel hat.
Nun ist aber genug mit Höhe
und Kälte in der Sierra Nevada, da können wir ja grad in die Schweiz
zurück. Unser Ziel ist die Mojave Desert, bereits der Name klingt nach
Hitze, Sand und Abenteuer… Doch zuerst müssen wir wieder runter von
diesem Gebirge. Wir freuen uns auf einen Schlafplatz unter 1‘000 Meter und über
5 Grad nachts. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Die Landschaft
ist derart von Hügeln und Schluchten durchzogen, dass wir endlos durch
den Wald kurven bis wir schier nicht mehr wissen wo Norden und Süden
ist. Erschwerend ist ein grosses Buschfeuer, dass wir zwar riechen und
dessen Rauch in Augen und Kehle beisst, wir aber nicht richtig zuordnen
können, woher im wahrsten Sinne des Wortes der Wind weht. Ein paar Mal
müssen wir umdrehen, weil die Feuerwehr zuverlässig alle nur im
weitesten Sinne betroffenen Strassen gesperrt hat aber das ist ok, wir
würden schliesslich nur ungern nachts von einem Waldbrand geweckt
werden. So bleiben wir schlussendlich auf gut 1‘800 Meter auf einem Platz im
Wald und sehen einer weiteren frostigen Nacht entgegen, denn ob unsere
sterbende Versorgungsbatterie noch genügend Strom für Standheizung und
Kühlschrank aufbringt ist mehr als fraglich. Zum Glück sind wir bestens
mit Merino und ähnlichem Kuschelzeugs ausgestattet aber ganz ehrlich,
für eine Nacht unter Sequoias frieren wir gerne mal ein wenig.
Aber
irgendwann am nächsten Tag sind wir schliesslich unten und fahren
entlang eines schönen Flusses durch das steinige Tal, unserem
Verzascatal nicht unähnlich. Kaum lassen wir die Sierra hinter uns,
empfangen uns Steppe, Mandarinenplantagen und Joshua Trees soweit das
Auge reicht. So fahren wir auch nicht mehr weiter, binden unseren Tico
per Hängematte an den nächsten Felsen und geniessen die Sonne die uns
auf den Pelz brennt.
Von der Mojave Desert trennt uns nur noch
Barstow, eine heruntergekommene Stadt an der Route 66. Von möglichen
Glanzzeiten vor vielen vielen Jahren zeugen nur noch wenige Schilder und
Graffitis. Als letzte Info- und Versorgungsstation vor der Wüste
verbringen wir viel zu viel Zeit hier, denn nebst Vorräten auffüllen
müssen hier ja unbedingt noch die Kleider gewaschen werden, die seit
Utah keine Waschmaschine mehr von innen gesehen haben. Die schäbige
Laundry, im übelsten Viertel der Stadt, raubt uns den Rest der am Morgen
noch so guten Stimmung. Völlig entnervt und mit einem Auto voller
feuchter Wäsche treten wir die Flucht gen Osten an. So viel zum Thema:
Get your kicks on Route 66…
Mojave Desert
Die Mojave Road führt quer durch die Wüste. Als Teil des Spanish Trail
wies sie schon vielen Expeditionen den Weg in den Westen. Heute hat sie
nebst der historischen vor allem als spannende 4x4-Piste Bekanntheit
erlangt. Als Strasse im herkömmlichen Sinne würde ich diese teils
sandige, teils steinige Piste nicht wirklich bezeichnen aber sie
verspricht Einsamkeit, faszinierende Landschaften und vor allem
Offroadspass!
Entlang ausgewaschenen Flussbetten, steinigen Pässen
und teilweise auf alten Eisenbahntrassees erkunden wir die Schönheit der
Mojave. Immer wieder machen wir auch Abstecher zu den
Sehenswürdigkeiten entlang der Touristenroute wie den Lavahöhlen, den
Slot Canyons und alten Minenstätten, doch abends ziehen wir uns jeweils
zurück in die Einsamkeit der Wüste, wo einzig das Knistern des
Lagerfeuers die Stille durchbricht…
Wir schaffen den Track trotz
Tiefsand, Wasserdurchfahrt und Felssturz problemlos und stehen Tage
später einmal mehr am Colorado River, der Grenze zwischen Kalifornien
und Arizona. Nach Norden geht’s nach Las Vegas - da waren wir schon, im
Süden lockt Mexico - kaum eine Tagesetappe, doch wir haben noch nicht
genug von den Staaten und vor allem des Südwestens, bleibt also nur
Richtung Osten, in die unendlichen Weiten, Wüsten und Berge Arizonas!