Zentralamerika 1 - Belize

Belize ist Karibik: weisse Strände, Kokospalmen, Bob Marley und Garifuna-Trommeln. Vor Belize liegt das zweitgrösste Korallenriff der Welt nach dem Great Barrier Reef in Australien und das  Blue Hole, ein kreisrundes Loch im Riff, welches man sogar vom Mond aus sehen kann.
Belize ist aber vor allem Dschungel. Zu einem grossen Teil ist das Land davon bedeckt. 1/3 der Fläche von Belize ist Naturschutzgebiet und Wildtierreservat. In den Wäldern sind Affen, Jaguare und Pumas zu Hause, genau wie Tukane, Papageien, Tapire und vieles vieles mehr.
Nicht nur Flora und Fauna ist vielfältig im jüngsten und einzigen englischsprachigen Land Zentralamerikas, auch die Menschen sind es.
Ein Viertel der Bevölkerung sind Kreolen, die Nachkommen von britischen Piraten und afrikanischen Sklaven. Nebst englisch sprechen sie vor allem Kreol, klingt wie Spanisch, ist es aber nicht.
Dann gibt es natürlich die Mayas, das Urvolk der Region Mexico, Belize und Guatemala. Krieg und Krankheiten haben ihnen in den letzten Jahrhunderten zugesetzt, doch noch immer machen sie gut 10% der Bevölkerung Belizes aus. Während die Mayas in den Städten auch Englisch und Spanisch sprechen, verständigen sich die Mayas im Hinterland noch immer in ihrer Sprache und ein Grossteil der Menschen dort kann leider noch immer weder lesen und schreiben.
Die Mestizos machen 34% der Bevölkerung aus und sind die Nachkommen von spanischen Kolonisten und Mayas.
Dann gibt es noch die 7% Garifunas, welche von Kariben und afrikanischen Sklaven abstammen und vorwiegend an der Küste leben.
Ausserdem leben in Belize viele Mennoniten, streng gläubige und traditionell gekleidete und lebende Christen, ursprünglich über Kanada eingewanderte Deutsche und Holländer, welche in Belize vor allem die Landwirtschaft und die Holzverarbeitung aufrechterhalten.
Der Handel hingegen ist fest in chinesischer Hand. Die zahlreichen kleinen Geschäfte haben alle dasselbe dürftige Sortiment und werden fast ausschliesslich von Chinesen geführt.
All diese Kulturen leben in einem Land, das halb so gross ist wie die Schweiz und jede scheint ihren Bereich zu haben, in welchem sie die anderen nicht konkurriert. Dies ist eines der Merkmale, welches dieses Land vom Rest Zentralamerikas unterscheidet. Belize tanzt seinen eigenen Rhythmus heisst es, und das können wir nach fast zwei Wochen vorbehaltlos bestätigen.
Belize it or not, Belize is unbelizable ;-)
 
Welcome to Belize
Am Samstag Vormittag fahren wir gemeinsam mit unserem Lieblingsitaliener René Richtung Grenze, nachdem wir noch einmal grosszügig Vorräte, Wasser und vor allem Diesel gebunkert haben. Belize soll unbelizable teuer sein also besorgen wir was möglich noch in Mexico. Die Ausreise geht zackig über die Bühne. Stempel in Pass und gut ist. Danach heisst es warten auf René, der aufgrund einer fehlenden Quittung sein Fahrzeugdepot nicht mehr zurückbekommt. Irgendwann kommt er dann aber und wir fahren nach der genauso obligatorischen wie nutzlosen Fahrzeugdesinfektion zum kleinen Gebäude, welches die gesamte Belizer Grenzbehörde darstellt. Auch hier geht’s speditiv von statten. Überaus freundlich werden wir über alle Vorgänge informiert, einzig die Beamtin, die unser Auto einführen soll ist etwas überlastet weil sie gleichzeitig auch für die Durchsuchung der Fussgänger zuständig ist sowie offenbar auch für alle anderen anfallenden Fragen. Nach einer guten Stunde sind aber alle Personen und Fahrzeuge eingeführt und auch die Fahrzeugversicherung ist in wenigen Minuten abgeschlossen. Bezahlt werden kann in Pesos, US- oder Belizedollar, der Herr von der Versicherung betätigt sich unter dem Ladentisch praktischerweise gleich noch als Geldwechsler, jedoch zu einem miserablen Kurs. Welcome to Belize!
Die lokale Währung gibt’s ganz offiziell auf dem Schwarzmarkt. Unsere erste Anlaufstelle ist deshalb ein indisches Möbelgeschäft im Grenzort Colozal. Etwas unsicher fragen wir einen Verkäufer und tatsächlich erhalten wir im wahrsten Sinne es Worte „unter der Ladentheke“ einen sensationellen Kurs für unsere restlichen Pesos.
Wir fahren bis Orange Walk, wo wir uns erstmal um unsere knurrenden Mägen kümmern und uns beim Chinesen mit ersten Vorräten und natürlich mit Belikin, dem hiesigen Bier eindecken. Bereits hier spürt man das Preisniveau deutlich, Belize ist mit Abstand das teuerste Land Zentralamerikas, wenn nicht ganz Lateinamerikas, wie wir in den folgenden Tagen noch schmerzlich feststellen werden.
Wir verabreden uns mit René bei der Mayastätte Lamanai, die wir am folgenden Tag besichtigen möchten. Wir campen in der Nähe der Ruinen und lauschen dem unheimlichen Geschrei der Brüllaffen über unseren Köpfen, während René uns fantastische Spaghettis kredenzt. Der erste Tag in einem neuen Land ist immer etwas stressig bis man sich zurechtfindet und so wären wir vermutlich auch ohne die Flasche Syrah problemlos ins Koma gefallen.
 
Lamanai
Am frühen Morgen haben wir die ganze Anlage für uns alleine bevor die Bootstouren mit den Touristen ankommen, so lieben wir Sightseeing. Wir spazieren durch den Dschungel, bestaunen die riesigen Bäume, die Lianen und die nun friedlich dösenden Brüllaffen hoch über uns. Oben auf der Hauptpyramide sehen wir über den Dschungel, aber leider auch auf viel abgerodete Fläche, wo der Regenwald Plantagen und Farmland weichen musste. Die Anlage gefällt uns sehr gut, gerade weil viele Tempel noch nicht freigelegt im Dschungel liegen, die Stimmung ist mystisch und abenteuerlich, einfach genial.


Altun Ha
Auf dem Rückweg nach Orange Walk fahren wir durch die Mennonitengemeinde Shipyard. Gepflegte Höfe und Weideland dominieren das Bild. Vorbei fahren Pferdekutschen, in welchen Frauen mit langen Kleidern und Hauben auf dem Kopf sitzen, neben Männern mit schwarzen Latzhosen, karierten Hemden und Strohhüten. Befremdend wirken die hellen Menschen mit den blonden und rötlichen Haaren. Man kommt sich vor wie in einer Episode aus unsere kleine Farm und fühlt sich im Auto fast irgendwie deplatziert.
Vorbei an einer weiteren Mayastätte Altun Ha, dessen Hauptpyramide die Etikette des Belikin ziert und ansonsten nicht soo speziell ist, fahren wir weiter südlich. Die Landschaft ist unglaublich grün und die Menschen winken und lachen uns entgegen beim Vorbeifahren. Wir fühlen uns wohl in diesem Land und freuen uns auf die folgenden Tage.


Crooked Tree Wildlife Sanctuary
An dieser Lagune dreht sich alles um Cashews und Vögel. Für die Cashewernte sind wir leider noch zu früh, zu gerne hätten wir den Prozess verfolgt, den es braucht um die wertvollen Nüsse zu gewinnen. So widmen wir uns halt dem Birdwatching. Auf einem Spaziergang entlang der Lagune sehen wir viele verschiedene Vögel. Leider kennen wir uns in der Welt der Ornithologen zu wenig aus um Euch hier entsprechende Namen nennen zu können.


Belize Zoo

Um dieses Manko etwas aufzuholen, besuchen wir den Belize Zoo. Wir sind an sich nicht so die Zoo Fans und schauen uns die Tiere lieber in Freiheit an. Doch dieser Zoo ist speziell. Hier gibt es nur heimische Tiere, und ihre Haltung dient vor allem dem Schutz bedrohter und verletzter Exemplare. Zudem wird versucht, die Tiere wieder in ein Leben in Freiheit zu integrieren soweit möglich.
Besonders gefällt uns, dass die Gehege nicht dazu dienen, die Tiere dem Publikum zu präsentieren, sie sind im Gegenteil richtig in den Dschungel gelegt, um den Tieren ihr natürliches Umfeld und Rückzugsmöglichkeiten zu gewähren. Aus diesem Grund sehen wir auch keine der vielen Raubkatzen, die tagsüber nämlich lieber im Schutz der Bäume dösen. So erfreuen wir uns lieber an den witzigen Spidermonkeys und bestaunen die majestätischen Harpyien, die grössten Adler überhaupt. Ein Harpyieweibchen kann über einen Meter gross werden mit einer Spannweite von 2 Metern!


Hopkins
Wir wählen die Coastal Road um weiter in den Süden zu gelangen. Bei Gayles Point gibt es eine grosse Lagune, wo man auf Bootstouren Seekühe beobachten kann. Der ganze Ort wirkt seit dem verheerenden Hurricane Earl letztes Jahr ziemlich heruntergekommen und wir fühlen uns nicht wirklich wohl dabei, an den verlumpten Baracken vorbeizufahren und vom Auto aus auf das Elend der Menschen hier zu blicken. Irgendwie kommt bei uns nicht die Stimmung auf um auf einer Bootstour im dichten Seegras Seekühe zu suchen und ziehen weiter...

Da gefällt es uns in Hopkins deutlich besser. Buffalo Soldier scheppert aus jedem Lautsprecher, das Fischerdorf ist bunt und fröhlich, die Guesthäuser und Strassenbeizli sind am karibischen Traumstrand aufgereiht und Dreadlocks sind omnipräsent. Da der Platz vor unserem bevorzugten Guesthouse gerade noch von unseren Freunden Ruedi & Elvira belegt ist, stellen wir uns direkt an den Strand zum campen. Stören tut das hier niemanden und die Leute grüssen freundlich beim vorbeigehen. Das gemütliche Leben hier färbt ab und automatisch schalten wir einen Gang runter. Wir sitzen am Meer, ein Lighthouse-Bier in der Hand und lauschen dem Klang der Garifuna-Trommeln Wir beschliessen uns doch noch das Korallenriff anzusehen und gehen auf Schnorcheltour mit Trisha, der Besitzerin des anliegenden Guesthouses und ihrem Garifuna-Ehemann Elvis sowie einem englischen Paar. Nach dem Schnorcheln zeigt uns Elvis wie man mit einer Handleine fischt und nach ersten Schwierigkeiten schaffen es auch wir, wunderbare Red Snapper an Land zu holen.
Dass das Leben hier im Paradies nicht nur Sonnenseiten hat, klagt uns Trisha. Viele Garifunas leben im Jetzt und Hier und häufig wird nicht über den Tag hinaus gedacht. Hat man heute Geld verdient, gibt man es abends mit vollen Händen aus, feiert mit Freunden im wahrsten Sinne als "gäbs kein Morgen", denn Morgen ist ein neuer Tag. Dies erklärt wohl auch, warum so viele Guesthäuser und Touranbieter fest in amerikanischer Hand sind.


Cockscomb Basin Wildlife Preserve
Da Salzwasser bekanntermassen nicht so unser Ding ist, zieht es uns bald weiter. Der südlichste Punkt in Belize ist für uns das Cockscomb Basin Wildflife Preserve, auch Jaguar Sanctuary genannt, weil sich dort eine grössere freilebende Zahl der scheuen Tiere befindet. Hier im Dschungel ist die Hitze und Feuchtigkeit kaum auszuhalten und so verbringen wir den Nachmittag mit einem besonderen Spass: Tubing! Auf einem grossen Gummiring (Autoschlauch) treiben wir nach einer kurzen Wanderung den trägen Fluss runter durch den Dschungel. Über eine Stunde können wir die ungewohnte Aussicht hoch in die Baumkronen geniessen, entdecken viele Tiere und kühlen gleichzeitig den Allerwertesten im Fluss.
Am nächsten Morgen stürzen wir uns früh in die Wanderschuhe und laufen den Trail zu den Doppelwasserfällen. Die erste Stunde ist es neblig und mystisch im Wald, doch kaum auf der Höhe, tritt man aus dem Nebelmeer und sieht weit über den Dschungel bis zum Victoria Peak, dem höchsten „Gipfel“ der Cockscomb-Kette und zweithöchsten von Belize. Am Ende lockt ein erfrischendes Bad bei den Wasserfällen, bevors auf steilen Pfaden wieder zurück geht. Wir hängen grad noch einen zweiten Walk dran, auf welchem wir viel über Flora und Fauna und das Ökosystem des Dschungels als solches lernen.


Hummingbird Highway / Blue Hole Nationalpark
Auf dem Hummingbird Highway (Kolibri Highway) geht’s wieder zurück Richtung Norden. Die Strasse gehört sicher zu den schönsten im Land. Die Aussicht auf die bewaldeten Hügel und den Dschungel ist wirklich atemberaubend, es ist so grün, dass es schon fast weh macht in den Augen. Wir entdecken einen wunderschönen Platz am Fluss und bleiben gleich da. Der Nachmittag vergeht mit waschen, backen und Kleider flicken (ja ich kann tatsächlich Nadel und Faden halten wenns denn sein muss) wie im Flug und gegen Abend bekommen wir Besuch von einer Mayafamilie. Während die Männer mit Harpunen am Ufer entschwinden, beginnen die Frauen Wäsche zu waschen und die Kinder vergnügen sich im Fluss. Nach anfänglicher Zurückhaltung kommen die Frauen zum plaudern, die Kinder beschenken uns mit Orangen und Wassermelone und Kakaofrüchten (man lutscht das Fruchtfleisch um die Kerne herum ab). Wir sind völlig gerührt und haben keine Ahnung, wie wir uns für diese Gaben revanchieren können. Im Moment führen wir ausser Chips und Cookies nicht viel Gescheites mit uns rum was wir anbieten können und dies unterlassen wir natürlich tunlichst, denn es ist eine Freude zu sehen, dass es auch Menschen gibt, die sich gesund ernähren in diesem Land. Schliesslich kommen die Männer mit reicher Beute zurück und nach gebührender Bewunderung unsererseits verabschieden sie sich herzlich, quetschen sich alle wieder in und auf den Pickup und fahren winkend von dannen. Solche Begegnungen sind leider selten, denn die Mayas sind generell sehr zurückhaltend. Hier in Belize sprechen sie manchmal rudimentär englisch, was im Gegensatz zu anderen Ländern wenigstens eine einfache Konversation mit Ihnen ermöglicht.
Am nächsten Morgen geht’s zurück auf den Hummingbird Highway. Langweilig wird es einem hier bestimmt nicht. Einmal halten wir für wunderbare Glacé und Joghurt bei einem christlichen Molkereibetrieb, einmal bei einer Bäckerei für Cookies und Bananencake und ein weiteres Mal gibt’s Kaffee und Schokolade am Strassenrand. Hier werden wir von einer kecken jungen Dame über die Vorzüge von reinen Kakaoprodukten aufgeklärt, und dass man in Belize Kakao nicht mit Milch und Zucker mischt. Die pure Variante ist uns allerdings viiiel zu bitter und zu gesund und so verkauft sie uns dann doch noch leckeres, wenn auch ungesundes, süsses Schokoladeneis ;-).
Im Blue Hole Nationalpark (nicht zu verwechseln mit dem Blue Hole im Meer) gibt’s eine offene Cenote und den Eingang in die Hermans Cave zu erkunden. Für alle weiteren Aktivitäten benötigt man - wie könnts auch anders sein - einen Guide und ein gut gefülltes Portemonnaie, weshalb wir hier bald wieder weiterfahren.


Belmopan
Belmopan ist eigentlich die Hauptstadt von Belize, nur weiss das kaum jemand. Wieso eigentlich: Nachdem Belize City immer wieder von Hurricanes heimgesucht wird, wurde im Inland eine neue Hauptstadt, eben Belmopan aus dem Boden gestampft. Der erwartete Wachstum blieb jedoch aus, die grossen Firmen blieben am Meer und zurück bleibt eine überaus überschaubare Kleinstadt. Wir fahren durch den Ort, finden aber beim besten Willen nix zu tun, weshalb wir direkt weiter zur Rockfarm fahren. Gemäss iOverlander erwartet uns hier ein schöner Campplatz bei netten Leuten. Gefunden haben wir hier allerdings einen Garten Eden. Nicky und Jerry führen die Rockfarm, die eigentlich die staatliche Vogelauffangstation des Landes ist. Im Bird Rescue Belize päppelt das Paar verletzte, konfiszierte und sonst wie pflegebedürftige Papageien und andere Vögel auf und versucht, sie wieder in ein Leben in freier Natur zu integrieren. Über 160 Papageien, Kakadus, Tukane und andere Vögel befinden sich momentan in ihrer Obhut und in der Zeit auf der Rockfarm lernen wir vieles über die wundervollen Vögel. Das Gelände ist riesig und wir dürfen uns hinstellen wo wir wollen. Jerry schwingt sich gleich auf sein Motorrad und zeigt uns die Anlage. Wir stellen uns auf eine Wiese unter Kokospalmen in Reichweite des Haupthauses und des Wlans.   Check out: www.belizebirdrescue.com

Gleich erküren wir diesen Ort zu unserem Basecamp und unternehmen von hier Ausflüge. An einem Tag geht’s zum Cavetubing nach Nohoch Che’en, wo wir von unserem Guide Fernando auf einer Privattour viel Interessantes zur Geschichte und Umgebung erfahren und die Höhlentour zum Erlebnis macht.


ATM-Walk
Nicky organisiert uns auch den berühmt berüchtigten ATM-Walk. Nachdem Freunde uns derart von diesem einzigartigen Erlebnis vorgeschwärmt haben, entschliessen wir uns schlussendlich, uns auf das nicht ganz günstige Abenteuer einzulassen. Hier von Belmopan aus ist es günstiger und Nicky organisiert auch den Transfer von und zum Startpunkt, wir müssen uns um nichts kümmern und können Tico bequem in der Rockfarm stehen lassen. Doch um was geht es hier überhaupt:
 
ATM ist die Abkürzung für Actun Tunichil Muknal (Cave oft he crystal maiden) und ist eine Zeremonienhöhle der Mayas. Das spezielle daran ist einerseits, dass man sie nur schwimmend und kletternd erreichen kann, was das Ganze natürlich abenteuerlich macht und anderseits, dass sich alle Artefakte, Opfergaben und auch die Überreste der Menschenopfer noch in der Höhle befinden. Dass das Höhlensystem erst relativ spät erkundet wurde, hatte den Vorteil, dass man die Artefakte nicht mehr zwecks Untersuchung in ein Labor bringen musste, sondern man erkannte, dass man viel mehr über die Riten und Zeremonien der Mayas lernen konnte, indem man die Artefakte an Ort und Stelle erforschte. Tatsächlich erhalten wir von unserem Guide unglaubliche Informationen über die Geschichte der Mayas, die er uns anhand der Art der Opfergaben und ihrer Anordnung in der Höhle mit Herzblut und Hingabe erklärt.
So durchschwimmen wir gleich zu Beginn der Tour einen Fluss und wandern mit zwei weiteren Flussdurchquerungen zum Eingang der Höhle, die wiederum nur schwimmend betreten werden kann. Schwimmend, watend und kletternd werden wir immer tiefer in das Höhlensystem geführt. Im Schein unserer Stirnlampen entdecken wir riesige Tropfsteinhöhlen, enge Spalten und Felsformationen, dazwischen immer wieder Tonkrüge und Schalen, später Knochen, Schädel und zum Schluss das Skelett der Crystal Maiden, welches aufgrund der Zersetzung des Calciums kristallen leuchtet. Nur wenige Zentimeter laufen wir neben den Artefakten vorbei, nur getrennt durch einen schmalen Streifen Absperrband. Aufgrund unvorsichtiger Touristen gab es Schäden an Knochen, weshalb es seit einigen Jahren verboten ist, Kameras in die Höhle zu bringen (deshalb auch keine Bilder an dieser Stelle, aber wenn ihr ATM-Walk Belize googelt, findet ihr viele Bilder und Storys).
Wir lassen uns mitreissen vom Zauber der Höhle, vergessen ist das beklemmende Gefühl, das mich normalerweise in Höhlen und unklaren Wassertiefen beschleicht und wir lauschen den Erzählungen unseres Guides. Störend ist einzig der zunehmende Verkehr auf dem Rückweg, die Höhlen sind erhellt von den vielen Stirnlampen und es bildet sich Stau auf den engen Passagen. 120 Permits werden pro Tag ausgestellt und wir hatten das Gefühl, dass diese Menschen jetzt gerade alle in der Höhle sind, obwohl sie tatsächlich auf Touren über den Tag verteilt werden. Zum Glück haben wir eine frühe Tour erwischt und hatten auf dem Hinweg nicht viele andere vor uns. Weiter hatten wir Glück, dass wir nur zu fünft waren, normalerweise sind es pro Guide 8 Teilnehmer.
Auf jeden Fall war es ein spezielles und aufregendes Erlebnis, welches wir jedem Belizereisenden nur wärmstens ans Herz legen können. Lieber eine Bootstour weniger, dafür sich das Erlebnis ATM-Walk gönnen. Technisch ist die Tour nicht anspruchsvoll und auch konditionell müssen keine Meisterleistungen vollbracht werden.

Mountain Pine Ridge Forest Reserve
Wir fahren in den Westen Belizes und nähern uns langsam der Grenze Guatemalas. Eigentlich sind wir auf dem Weg in die „Berge“, lassen uns aber einen kurzen Abstecher zur Mennonitensiedlung Spanisch Lookout  nicht nehmen. Hier sieht man zwar nicht mehr viel vom traditionellen Leben, ausser den speziell gekleideten Frauen, aber es gibt hier alles zu kaufen, was das Herz begehrt. Im Farmers Market decken wir uns nochmal mit Joghurt und Früchten ein und Dani findet in einem Camping- und Elektronikladen endlich eine neue Sonnenbrille. Irgendwie passt der Ort so gar nicht zu Belize und wir sehen keinen Grund, länger zu verweilen.
Das Mountain Pine Ridge Forest Reserve ist staatlich und kostet - man kann es kaum glauben - keinen Eintritt. Wir werden informiert, dass wir uns bei der Military Station eine Genehmigung holen sollen, wenn wir im westlichen Teil des Reserves, nahe der Grenze zu Guatemala campen wollen. Da es offenbar immer wieder zu Übergriffen von Guatemalteken kommt, weiss das Militär gerne, wo sich die Touristen aufhalten, und auch ein Besuch der Mayastätte Caracol ist nur in Begleitung eines Militärkonvois möglich. Wir wollen allerdings in die andere Richtung und steuern die 1000 Foot Falls an, die höchsten Wasserfälle Zentralamerikas, denn dort soll es hübsch sein zum campen, mitten im Pinienwald. Die Wasserfälle sind in Wahrheit 1600 Foot hoch, aber leider kann man sie nur von weitem bestaunen. Egal, der Platz hier ist wirklich schön und auf fast 700 MüM kühlt es abends auch auf ein erträgliches Mass ab. Auf Caracol verzichten wir und sehen uns lieber die grosse Höhle am Rio Frio an und plantschen in den Rio On Pools während wir die Aussicht geniessen. Die Landschaft hier ist wirklich speziell, Palmen und Pinien bunt gemischt, wieder eine ganz andere Seite von Belize.


Xunantunich
Eine letzte Mayastätte möchten wir uns trotz der Hitze noch antun. Xunantunich (Stone Woman), kurz vor der Grenze. Sie liegt auf der anderen Seite des Flusses, welchen wir mit einer handgekurbelten Kabelzugfähre überqueren. Von der Hauptpyramide sehen wir Richtung Guatemala und schliessen langsam mit Belize ab. Wir haben in den knapp zwei Wochen unglaublich viel erlebt und brauchen Zeit dies zu verarbeiten. So nehmen wir uns nochmal einen Tag und relaxen auf dem schönen Platz bei den Clarissa Falls, wo wir entweder im gemütlichen Restaurant sitzen oder uns im Wasser abkühlen.
Es wird Zeit uns auf den morgigen Grenzübertritt vorzubereiten. Wir kramen die Original Dokumente hervor und prüfen unsere Finanzen. Mal sehen ob dieser Grenzübertritt auch so locker flockig über die Bühne geht wie der letzte.

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