G'day Australia 1999
Unsere unbereinigten Original-Reiseberichte, welche wir auf unserer Weltreise monatlich per Mail an Familie und Freunde verschickt haben (die Bilder sind noch Original auf Papier und wurden eingescannt, deshalb die schlechte Qualität):
April 1999: Sydney
Da sind
wir nun in Australien... genau seit 24 Stunden. Das Beste ist, wir haben bereits
ein Auto gekauft, besser gesagt, ein richtiges Geländemonster: ein Toyota
Landcruiser Trooper Carrier 4.2 l mit Dual Battery System, zwei riesigen Benzintanks, zwei Ersatzräder, Zusatzscheinwerfer, ab Vollservice mit
Rückkaufgarantie. Voll ausgerüstet mit Camping-Equipement mit Matratze und
Gaskocher, Kühltruhe, Geschirr, usw. einfach alles was ein einfaches Travellerherz
erfreut.
Das
Auto ist wie eine Festung, ein riesiger Bull-Bar und ein stabiler Dachträger,
damit wir bei einer Sternennacht darauf schlafen können. Wir freuen uns auf
unser Riesenbaby und auf alle Abenteuer, die uns „down under“ erwarten!
Am
Montag gehts los, raus aus der Zivilisation, rein ins Outback!
Bis
dahin nützen wir die Zeit um uns Sydney anzusehen. Aber der erste Eindruck von
Australien - für Dani der zweite - ist bereits überwältigend!
So long
and stay tuned!
Mai 1999: Sydney - Cairns
Erstmal
herzlichen Dank für Eure Mails! Es ist schön zu sehen, dass Ihr uns noch nicht
vergessen habt nach all den Monaten! Wir werden bestimmt alle noch beantworten, nur würden
wir den ganzen Tag mit Tippen verbringen, und das wiederum würde uns in den
blanken Ruin treiben, denn Internet ist unglaublich teuer hier in Cairns. So,
keep patient, we won't forget you mates!
Schon
wieder ist ein Monat vergangen, den wir diesmal damit verbracht haben, unseren
Landcruiser "Boomer" zu kaufen,
auszustatten und damit von Sydney nach Cairns zu fahren.
Natürlich
nimmt man mit einem 4x4-Fahrzeug selten den Highway. Nein, unsere Begleiter sind
Schotter, Staub, Bulldust und tausende Kilometer Piste und hartes Gelände.
Unser Weg führte an vielen Highlights vorbei: Wir waren in den Blue Mountains,
wo es jetzt im Herbst schon ziemlich kalt ist, haben viele Nationalparks erkundet
und uns manche abgelegene "Creeks" zum Übernachten gesucht.
Die
Landschaft ändert sich manchmal von Minute zu Minute und könnte zeitweise
gegensätzlicher nicht sein. Von der roten Halbwüste über Spinifex-Steppen mit
riesigen Rinderherden bis hin zu Regenwaldgebieten im nördlichen Teil, wo die
Bäume so hoch sind, dass kein Sonnenstrahl mehr auf den Boden fällt.
Es
macht Spass im eigenen Auto, dass zugleich Küche, Wohn- und Schlafzimmer ist. Dafür
dass wir täglich zwischen 200 bis 400 km (je nach Gelände) fahren, macht das
Auto kaum Probleme. Das liegt wahrscheinlich an den unzähligen Stunden, die
Dani unter, im, auf und um das Auto verbringt. Es gibt schliesslich immer was
zu schräubeln und zu basteln. Die zum Teil stark wellblechartigen Pisten
strapazieren das Material enorm.
Dafür
kümmert sich Cel hingebungsvoll ums Boomers Interior. Das Geschirr und die Vorräte
müssen schliesslich so verstaut werden, dass sie jeder 4-WD-Passage standhalten
und uns nicht um die Ohren fliegen. Die Wocheneinkäufe von
"Woolworth" müssen staubdicht verpackt werden, denn der Bulldust
setzt sich überall milimeterweise fest, und schliesslich muss morgens und abends
das Wohnzimmer zum Schlafzimmer umgebaut werden. So wird es uns selten
langweilig - dafür ist der Tag zu kurz. Da es um 18.00 Uhr bereits stockfinster
ist, geht unser Tag früh zu Ende. Bei Tagesanbruch stehen wir dafür auf und
wenn die Sonne hervortritt, sind wir meist schon unterwegs…
Unser
nächstes Ziel ist das Cape York, die Nordspitze Australiens, die Herausforderung
für echte Offroad-Freaks. Die Strecke ist nur von Mai bis September befahrbar,
weil bei Regenzeit alles unter Wasser steht und die Flüsse über die Ufer
treten. Der Track ist nur mit Allrad zu befahren, weil unzählige
Wasserdurchfahrten zu bewältigen sind. Ausserdem sind die Flüsse und deren Umgebung
Heimat des locker mal so um die 4 Meter langen Salzwasserkrokodis, "Saltie" genannt, was das
Cape York noch zusätzlich aufregend gestaltet. Wir sind gespannt, wie weit wir
kommen. Da die Regenzeit dieses Jahr länger gedauert hat, sind viele Gebiete
noch unter Wasser und der Track - wo vorhanden - stellenweise noch geschlossen.
Aber kämpfen werden wir auf jeden Fall!
Falls
wir dieses Abenteuer heil überstehen, gehts westlich weiter über den
Gulf-Savannah-Track nach Darwin. Auch da erwarten uns jede Menge River-Crossings,
freu!
Tja,
wir werden uns wieder melden, (wenn wir nicht ertrunken oder gefressen wurden),
hoffentlich von Darwin, vielleicht schon früher, we’ll see...
Juni 1999: Cairns - Darwin
Die gute Nachricht: wir haben Darwin erreicht...
Das
Cape York haben wir heil überstanden, durch knietiefe Schlammlöcher und
hüfthohe Flüsse haben wir uns durchgekämpft. Leider hat uns der Wenlock River ca.
200 km vor dem Ziel den Weg zum Top-End versperrt. „No way to cross at least
for two weeks“ hiess es im Roadhouse und soo lange wollten wir nicht warten… sehr schade aber so
what!
Weiter
gings duch den Gulf Savannah immer Richtung Westen. Teilweise war es sehr
einsam, so hat man meist angehalten, wenn man ein anderes Auto gekreuzt hat, um
sich zu unterhalten und über den Strassenzustand auszutauschen. 2'000 km
Schlamm- und Wellblechpiste können sehr sehr lange sein, vor allem wenn
zwischen den Wasser- und Petrol-Stations bis zu 700 km liegen. Das kann noch
heikel werden, weil man nie weiss, ob die Strasse durchgehend befahrbar ist,
denn fürs Umkehren reicht das Benzin dann doch nicht.
Jetzt
nach der Regenzeit, ist die ganze Küstenregion Überschwemmungsgebiet, und jedes
Rinnsal kann zum Strom anschwellen, was die River-Crossings sehr interessant
gestaltet. In dieser Gegend kann man wunderbar Krokodile beobachten. Nachts
sieht man nur die Augen im Schein der Taschenlampe blitzen, kaum zu glauben,
dass dahinter eine bis zu 7 Meter lange Kreatur steckt.
Aber
wie Ihr sehen könnt, leben wir ja noch, denn wir haben noch viel vor. Wir
geniessen hier in Darwin noch ein paar Tage die Vorzüge der Zivilisation, bevor
wir wieder Kurs aufs Outback nehmen. Durch die Kimberleys nach Westen, und
danach durch die Tanami Wüste (1'000 km) nach Alice Springs im Herzen
Australiens, wo es weniger Schlamm und Wasser, dafür mehr Sand und Staub gibt.
Natürlich
müssen für solche Durststrecken auch immer genügend Vorräte eingekauft werden.
Thema Brot: die Australier sind notorische Toastbrotesser. Es ist sogar eine extrasofte,
rindenlose Schlabbervariante erhältlich. Zum Glück backen wir mittlerweile
unser eigenes Brot im selbstgebauten Backofen sobald sich die Gelegenheit
gibt.
Also
dann, wir verabschieden uns, bis zum nächsten Mal wenn es wieder heisst:
G’day Australia by Dani Neckermann and Cel
Escolette!.
Cape York
Gulfe Savannah
Juli 1999: Darwin - Port Augusta
Für
alle die denken, uns hätte ein Krokodil gefressen, weit gefehlt, dann wäre es
eher ein Kamel gewesen, in den weiten Dünen der Simpson Desert... aber
vielleicht mal von vorne. Wo waren wir denn? Ach ja in Darwin:
Dort
verbrachten wir noch ein paar sonnige Tage, bevor wir loszogen Richtung
"Kakadu National Park". Als Hauptattraktion Nummer 1 im Norden, war
es dementsprechend übervölkert von Aussies und anderen Touristen in ihren
Hertz und Britz Mietwagen. Nicht mal auf den 4WD-only Tracks war man sicher vor Besuchern. Immer wenn Du denkst, jetzt bist Du "in the middle of
nowhere" kommt irgendwo ein Britz 4WD um die Kurve gewackelt.
Die
Horden von Mücken trieben uns schliesslich weiter. In Katherine kauften wir
nochmals richtig Food ein (zwei volle Wägeli), wir wussten nicht mehr, wo verstauen.
Als nächstes stand der "Gregory Nationalpark" auf unserem Programm.
Eine richtige 4WD-Spielwiese. Auf der "Bullita Stock Route" hatten
wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 15 km/h, und für die gesamten 90 km
ca. 9 Stunden reine Fahrzeit. Eine phantastische Gegend, garantiert Britz-frei.
Der Track quälte sich durch meterhohes Spinifexgras, über fast zugewachsene,
steil abfallende Flussbette und felsige Bergauffahrten, wo selten alle vier Räder
am Boden waren. "Boomer" hatte gut zu kämpfen, und so wird einem
richtig bewusst, was aus einem 4.2 Liter Motor wirklich rauszuholen ist. Es war
einfach genial.
Um in
die Kimberleys in Western Australia zu gelangen, mussten wir erst durch die
"Fruchtfliegen-Quarantäne-Kontrolle". Dort konfiszieren sie alles
Obst, Gemüse und verwandte Produkte. Nicht mal Honig ist sicher vor dem
geschulten Auge der hiesigen Beamten. Wir kamen natürlich gut vorbereitet dort
an. Unser gesamtes Grünzeug und ähnliches im Wert von mind. 100 Aussie-Dollar war überall
im Auto versteckt. Aber wir haben recht geschwitzt. Ein sehr engagierter Beamter ist im ganzen Auto rumgekrabbelt, um sich schliesslich eine
alte Kartonkiste zu krallen, wo irgendwann mal Tomaten drin waren! Nun gut…
Über
diverse Offroad-Umwege durchs Outback erreichten wir schliesslich die "Gibb
River Road" in den Kimberleys. Rein fahrtechnisch war diese Wellblechpiste
eine Enttäuschung, schossen doch auch wieder jede Menge Britz-Touris an uns
vorbei. Die Schluchten entlang der Gibb River Road waren jedoch mehr als schön.
Meistens endeten sie in einem kristallklaren Pool, umgeben von Felsen und
Schraubenpalmen. Auch der Boab ist hier oft vertreten. (für die, die diesen
komischen Baum noch nie gesehen haben, er sieht aus, als hätte man ihn verkehrt
in die Erde gesteckt, mit den Wurzeln nach oben. So sieht er aus wie eine geschwollene
Karotte, denn der Stamm wird immer dicker und kann bis 15 Meter im Durchmesser
betragen).
In so einer Oase wäre Dani beinahe auf eine Brown Snake getreten. Nicht
auszudenken, wenn sie ihn gebissen hätte. Uns stand für einige Sekunden das
Herz still, dass war verdammt knapp!
Nach
den doch eher touristischen Kimberleys zog es uns zum anderen Extrem. Wir
durchquerten die Tanami-Wüste (1'000 km) auf dem Weg nach Alice Springs, im
"Red Centre" von Australien. Mitten auf dem Tanami-Track wickelte es
uns buchstäblich einen Reifen von der Felge. Zum Glück standen keine Bäume im
Weg, denn es ist nicht ganz einfach, ein schleuderndes Auto auf 3 Rädern auf
einer Wellblech-Piste zum Stehen zu bringen. Da wir immer zwei
"spares" (Erstzreifen) mit uns rumkarren, war das keine grosse Sache, aber es ist
schon beängstigend, mitten in der Wüste festzusitzen. Da fängt man in Gedanken
schon an das Trinkwasser einzuteilen.
Wieder über
4WD-Schleichwege, die einfach die schönsten, und unberührtesten Seiten der
Natur zeigen, kamen wir in die "West MacDonell Ranges", eine mächtige
Gebirgskette. Die ganze Gegend hier ist von einzigartigem Rot, wie es dieses
nur in Australien gibt.
Alice
Springs ist wie eine Oase - von allen Seiten von Wüste umgeben. Es war schön,
wieder mal einen richtigen Cappucchino zu trinken, und den halben Tag im Kino
zu verbringen. Ja ja, die Vorzüge der Zivilisation. Doch was wir in erster
Linie brauchten, waren Wolldecken und warme Pullis. Denn hier im südlichen Teil
Australiens ist tiefer Winter. Obwohl nicht mit dem in der Schweiz
vergleichbar, machten uns wärmeverwöhnten Touristen die Nächte um 0°C schon zu
schaffen. So zogen wir auch bald schon wieder weiter, und verbrachten ein paar Tage
in den "Eastern MacDonell Ranges". Auf den Spuren von vergangenem Ruhm
kletterten wir in alten Goldminen rum und suchten auf den weiten Zircon-Feldern
nach dem edlen Stein. Doch mangels Geduld und Goldgräberromantik brachen wir
dieses Experiment ab und wandten uns wieder dem Westen zu.
Über
den Finke Nationalpark, wo wir zu Danis grösster Begeisterung und Cels
blankem Entsetzen unsere ersten Dünen überquerten, erreichten wir bald den
"Kings Canyon", wo wir einen ganzen Tag damit verbrachten, über die gewaltigen
Felsen zu klettern und die Aussicht in die Schlucht zu geniessen. In dieser
Gegend leben die einzigen wilden Kamelherden der Welt, und - ob Ihrs glaubt
oder nicht - diese Kamele werden eingefangen und nach Saudi Arabien verkauft,
wo australische Kamele als die besten gehandelt werden. Auf dem Weg nach Süden
folgten wir der "Old Ghan Railway", der ersten australischen
Eisenbahnlinie von Adelaide nach Alice Springs. Sie verdankt ihren Namen den
afghanischen Kameltreibern, die irgendwann mal zusammen mit den Kamelen hier
eingeschleppt wurden.
An
dieser Bahnlinie - von welcher nur noch ein paar Schwellen und Nägel übrig
geblieben sind - baute man über 50 Jahre. In Betrieb war sie jedoch selten, da
die Schienen vom Regen ständig weggeschwemmt oder vom Wind versandet wurden. Dieser
Bahnlinie entlang zu fahren von Alice Springs bis Finke, war schon aufregend.
Dort, wo sie durch die Ausläufer der sandigen Simpson Desert führt, waren hohe
Dünen und sehr tiefsandige Passagen zu bewältigen. Wir waren zwar nicht so
schnell wie die jährliche Motorrad-Ralley, aber ohne Probleme schaufelten wir
den Sand hinter uns. Es war ein richtiger Vorgeschmack auf die Durchquerung der
Simpson Desert, die ziemlich anschliessend folgte. Wir haben uns lange überlegt,
welche Route wir durch die Wüste nehmen sollen. Es gibt drei verschiedene
Schwierigkeitsgrade: Zwei Tracks umfahren die höchsten Dünen nördlich und südlich - die "French Line" jedoch führt quer durch und überquert die Dünen wo sie am höchsten sind!
Zu
Beginn des Tracks - am „Tor zur Wüste“ findet sich ein artesischer Brunnen, wo
Wasser mit 100°C aus dem Boden sprudelt! Ideal um die vor Angst bereits
verkrampften Muskeln nochmals zu lockern. Dort trafen wir auf ein amerikanisch-australisches
Pärchen, das nicht alleine durch die Simpson wollte. So war bald klar, welche
Route wir gemeinsam nehmen würden, natürlich die Kürzeste und Schwierigste, die
"French Line". Über unzählige, bis zu 40 Meter hohe Dünen, die im
Abstand von 20 Meter zueinander stehen, verläuft der Track wie mit dem Lineal
durch den Sand gezogen nach Birthsville. Unser Boomer musste mal wieder ganz schön
kämpfen. Aber mit Anlauf, Technik und reduziertem Reifendruck haben wir alle,
sogar die "Big Red", die grösste und gefürchtetste Düne geschafft. Wir
hatten zwar mit mehrfach gebrochenem Gepäckträger und einem mit Holz, Draht und
einem alten Schlauch "geschienten" Bull Bar minimale Verlust, aber
das Gefühl, "durch" zu sein, war toll. Die knallroten Dünen sind
herrlich... aber noch schöner sind sie mit den eigenen Reifenspuren…
Mit dem
Motorrad würde es sicher noch mehr Spass machen, und es kribbelte Dani bis in die Zehen, vor allem als wir am Ende in Birthsville - wo wir unseren alten Boomer
wieder zusammenschweissen liessen - eine Gruppe von leichten Enduros sahen, die
sich gerade zur Abfahrt in die Simpson rüsteten.
Die nächsten
Tage waren im Vergleich zum gerade Erlebten eher langweilig und sogar Cel trauerte
dem roten Sand und den Dünen nach. Doch Dünen gibt es in Australien noch
genug... In den "Flinders Ranges" liessen wir Boomer etwas
einfacheres Gelände bewältigen und taten etwas für unsere Kondition. Wir
erklommen so manchen Hügel "by foot" und erspähten dabei Hunderte von
Känguruhs, Wallabies und Emus. Gelandet sind wir in Port Augusta, wo wir seit
langem mal wieder Meer sehen. Wir sind noch nicht schlüssig, in welche Richtung
es weitergeht, aber wir sind sicher, die nächste Herausforderung ist nicht
weit!
In
diesem Sinne, catch you later!
Rund um Darwin
Kakadu National Park
Kimberleys
Tanami-Desert
Mac Donnell Range
Kings Canyon
Red Centre / Simpson Desert
Richtung Port Augusta
August 1999: Port Augusta - Broken Hill
Nach
den Strapazen der letzten Wochen haben wir im Süden eine eher ruhige Kugel
geschoben. Da Australien bekanntlich "down under" liegt, ist um diese
Jahreszeit im Süden Winter und dementsprechend kalt. Doch wir liessen und
dadurch nicht abschrecken und nahmen Kurs Richtig Yorke Peninsula. Je weiter
südlich wir fuhren, desto kräftiger wurde das Grün der Felder und riesige
Schafherden bestimmten das Bild. Nach dem kargen und trockenen Outback war es
ein merkwürdiges Gefühl, am Meer entlang zu fahren.
Am südlichsten
Punkt der Halbinsel liegen einige Schiffwracks, die man von den über 30 Meter hohen
Klippen aus sehen kann. Wenn man dort oben steht, und einem der Wind um die
Ohren pfeift, kann man sich gut vorstellen wie die Schiffe in der gewaltigen
Brandung zerschellt sind.
Doch
die Nächte wurden uns hier doch zu kalt und am 1. August, den Ihr
wahrscheinlich mit einer lauen Sommerbrise gefeiert habt, ist uns die Kühlbox
samt Inhalt festgefroren. Was zu viel ist, ist zu viel!!
Der
kalte Wind trieb uns wieder ein paar 100 km in den Norden und wir fuhren durch
South Australias berühmtes Weingebiet Richtung Victoria. Unser Ziel war der
"Ngarkat (Nahkampf wäre passender) Border Track", entlang der
victorianischen Grenze. Die Grenze stellte sich als restaurationsbedürftiger
Maschenzaun dar. Apropos Zaun. Der Dingo-Zaun, der quer durch South Australia
bis zur Grenze nach New South Wales und hoch nach Queensland verläuft, hat die
Funktion, dass die Dingos in Norden bleiben und nicht im Süden nach Schafen jagen.
Heute gilt
der Dingo-Zaun als das längste von Menschenhand gefertigte "Bauwerk".
Mit 8'000 bis 10'000 km war er mind. 3 mal so lang wie die chinesische Mauer.
Obwohl er heute stark verkürzt ist, erfüllt er noch immer seinen Zweck und wird
täglich von berittenen Patroullien kontrolliert.
Doch
zurück zum Border Track: Im Sommer der heisseste Platz des ganzes Staates, war
es um diese Jahreszeit noch angenehm. In diesem Gebiet dominieren weisse Dünen
und Sandwüste und wir konnten uns drei Tage lang so richtig durch den diesmal
schneeweissen Sand wühlen, wie wir das doch so gerne tun. Der Border Track ist
nur von Norden nach Süden befahrbar, weil die Dünen in der Gegenrichtung zu
steil sein sollen (naa ja). Obwohl die Gegend hier unter Wüste läuft, ist das Wildlife in
diesem Park sehr vielfältig. Wir sahen Hunderte von Kaninchen (Plage Nummer 1 hier,
weil sie alle Bauten untergraben und so zum Einstürzen bringen!). Auch haben
wir erstmals gesehen, wie sich Emus, Känguruhs, ja sogar Kühe auf der Flucht
vor unserem Boomer durch die engen Zäune flüchteten. Obwohl es lustig
ausgesehen hat, haben wir uns immer Sorgen gemacht, ob sie auf der anderen
Seite wohl heil rauskommen.
Vom
Nahkampf ging es direkt in die "Big Desert" auf der victorianischen
Seite. Nach einer regnerischen Nacht erwartete uns am nächsten Morgen
eine schöne Überraschung: der Track hatte sich über Nacht in eine
Schlammpiste verwandelt. Oh
Schreck! Doch ein Weg zurück gibt es für uns nicht, also anschnallen und
vorwärts! Innert Minuten füllten sich unsere Radkästen mit zähem Morast,
und
die Fahrt ging mehr seitwärts als vorwärts voran. Der Schlamm spritzte
auf alle
Seiten, und Dani fuhr nach Gespür, denn die Scheiben waren alle
vollgeklatscht.
Cel erstarrte mal wieder in ihrem Sitz, krallte sich fest und dachte:
und das
an meinem Geburtstag!! während Danis einziger Gedanke war: nur nicht
anhalten!
Denn einmal angehalten, wäre ein Weiterkommen praktisch unmöglich
gewesen. So
pflügten wir uns vorwärts, und es wollte schier kein Ende nehmen, bis
wir
endlich festen Boden erreichten. Von Boomers gelber Farbe war kein
Milimeter
mehr zu sehen (soviel zum Thema Postauto).
Da Cels Geburtstag buchstäblich in den Schlamm gefallen ist, war Danis Geschenk um so
passender: Einen Tag und eine Nacht in einem wundervollen, romantischen 5-Stern-Cottage,
ganz versteckt in einem verwunschenen Wildgarten gelegen. Wir haben es so
richtig genossen. Unser Cottage war mit allem - für unsere Verhältnisse - Luxus ausgerüstet, wie TV,
Mikrowelle, Luxus-Bett, Heizdecken, und und und..
Cel
verbrachte mind. 2 Stunden im Badezimmer, und war ganz ausser sich, als sie
einen Haarfön fand, ein Luxus, den sie seit so vielen Monaten nicht mehr genossen hatte.
Mit einer Flasche Rotwein und Microwave-Food ausgerüstet, verliessen wir das
Cottage nicht mehr bis zum nächsten Mittag, und so wurde es doch noch ein perfekter Geburtstag.
Frisch
gestärkt trotzten wir dem Wetter und fuhren noch weiter gen Süden. Die
"Grampians", eine Gebirgskette, bekannt für eine einzigartige
Wildblumenvielfalt im Frühling, mussten wir schnell abhaken wegen dem
miserablen Wetter. Es gäbe dort tolle Wanderungen und Ausblicke, doch das macht
keinen Spass bei Nebel und Regen. Trotzdem liessen wir es uns nicht nehmen, die
"Great Ocean Road", den südlichsten Teil unserer Reise, zu befahren. Hier
gibt es einzigartige Küstenformationen wie "The 12 Apostels" zu
bestaunen. Im Sommer der Britz-Treffpunkt Nummer 1 in Victoria, hatten wir den Küstenstreifen
nun so ziemlich für uns alleine. Das spezielle an der "Great Ocean
Road" war für uns der Gegensatz der Landschaft. Auf der rechten Seite
steil abfallende Klippen und weisse Sandstrände, und auf der linken Seite Hügel
und grüne Bergwiesen, ähnlich unserer Alpen, natürlich im Miniformat.
So näherten
wir uns unweigerlich Melbourne, der zweitgrössten Metropole Australiens. Im
Schnelldurchlauf erledigten wir das Wesentliche, denn Grossstädte sind mit
unserem Boomer nun wirklich kein Vergnügen. Doch was
wir von Melbourne sahen, hat uns gut gefallen, und im obligaten Kino waren wir
natürlich auch. "Entrapped" mit Sean Connery ist ein super Film und
absolut sehenswert.
Und nun
hatten wir endgültig die Nase voll vom südlichen Schmuddelwetter und fuhren
über 800
km straight nach Norden, nach Broken Hill - Name sollte noch Programm werden. Ein schicksalsträchtiger Ort,
an den
wir uns wahrscheinlich noch lange erinnern werden. Es war höchste Zeit,
unsere
teure Haftpflichtversicherung zu testen, denn schliesslich hat uns der
Verkäufer
versichert: "You can do a lot of damage!" Unsere Bremsen waren schon
seit einiger Zeit ziemlich am Arsch und funktionierten erst nach
mehrmaligem Durchtreten. Im Outback stellt dies nicht wirklich ein
Problem dar, doch in der Stadt wird dies zur Herausforderung. Und so halfen wir einer
etwas
unsicheren Dame in einem "gewöhnlichen" Grosstadtauto beim Parkieren,
indem wir sie von hinten geradewegs in die Parklücke beförderten. Wir
haben
kaum was gespürt, doch der Ford musste ein paar Federn lassen. Jä nu…
dafür hat
man schliesslich eine Versicherung... rasch sind alle Formalitäten geklärt, nun nichts wie raus aus der Stadt.
Doch
der nächste Morgen brachte uns auch kein Glück. Boomer streikte und weigerte
sich strikt zu starten. Nachdem Dani zwei Stunden seinen Kopf im Motor hatte
und sämtliche Götter vom Himmel schimpfte, blieb ihm nichts anderes übrig, als
die schnellen Schuhe zu montieren. Zum Glück waren wir nur 5 km von Broken Hill
entfernt. Bald darauf kam die NRMA (TCS) und schleppte uns in die Stadt. Der
Fahrer, ein uraltes kleines Mandli mit einem viel zu grossen Hut, redete auf
der ganzen Fahrt auf uns ein und wir verstanden doch kaum ein Wort. Wir
sprechen ja mittlerweile beide ganz gut englisch, doch gegen dieses Aussie-Kauderwelsch
waren wir machtlos. So blieb uns nichts anderes übrig, als alle paar Minuten
freundlich zu nicken und zu lächeln. Eine gute Stunde später und nach
Auswechseln des Kondensors, der Ursache unseres "Breakdowns", blätterten wir 48 $
für alles auf den Tisch und verliessen Broken Hill, hoffentlich zum letzten Mal.
So sind wir nochmals mit einem blauen Auge davongekommen. Nicht auszudenken, wäre
uns das im weiten Outback passiert (wer hat denn schon immer einen neuen
Kondensor dabei!?). Doch hier auf dieser Höhe ist es wieder herrlich warm und
die Natur sieht dem Frühling entgegen. Wir geniessen es, durch die farbenprächtige
Natur zu fahren, mit all ihren Gerüchen und Geräuschen. Wusstet Ihr eigentlich,
dass Emus laut schnorcheln und dass Känguruhs begabte Schwimmer sind? Wir haben
auch schon Bekanntschaft gemacht mit der gefährlichen "Red Back
Spider" und der urzeitmässigen Kragenechse, die Ihren Kragen Jurassic Park-mässig wie einen Fächer
hochstellen kann.
Es gäbe
noch so viel zu schreiben, doch das Wetter ist zu schön um hier in der Public Library im Internet rum zu hocken ;-)
Nun
sehen wir unserem letzten Monat in Australien entgegen und haben vor, diesen
noch so richtig zu geniessen. Seid gespannt wies weitergeht...
Border Track (Ngarkat National Park)
Flinders Range and the Grampians
Great Ocean Road
Der letzte Teil unserer
Aussie-Reise führte uns durch die "Great-Dividing Range", die grösste
Gebirgskette in Australien, welche sich vom Süden Victorias entlang der
Ostküste bis hinauf in den Norden Queenslands erstreckt. Hier findet man
die grossen Waldbestände - vom Tannenwald bis zum subtropischen
Regenwand ist hier alles vorhanden.
Hier kann man tagelang auf
engen, kaum befahrenen Waldpfaden herumkurven, ohne eine Menschenseele
anzutreffen. - dies sollte sich noch als Nachteil herausstellen...
Da
es in der letzten Zeit häufig und massiv geregnet hat, waren die Wege
in entsprechend schlechten Zustand. Wir folgten einigen Tracks aus
unserem 4-WD-Buch, welche uns immer wieder vor neue Herausforderungen stellten. Zum Beispiel der "Grassy Ridge Fire Trail". Name ist Programm!
In unserem Buch als "very steep, don't try if it's even a bit wet!"
beschrieben, dachten wir: kann ja nicht so schlimms sein, wir fahren ja
bergab und nicht wie im Buch beschrieben bergauf. Runter gehts immer
irgendwie sagten wir uns als wir oben am Hang standen und runtersahen...
Also
"Low Range" und 1. Gang rein und so kletterten wir runter. Nach den
ersten 300 Metern hielten wir auf einem Absatz, um den weiteren Weg
festzulegen, da das Ganze doch etwas sehr steil anmutete.
Während ich im Schockzustand auf den nächsten Abhang starrte,
klettere - oder besser rutschte - Dani nach unten, um die nächste Kurve
zu inspizieren. Doch für einmal waren wir uns einig: "No way down!".
Der Weg war dermassen rutschig, dass wir in der nächsten Kurve
sicherlich von einem Baum gebremst worden wären!
Also wendeten
wir, so gut es auf dem engen Absatz ging und sahen dem Hang entgegen,
den wir gerade runter gerutscht gekommen waren. Irgendwie hatten wir das
Gefühl, als sei er in der Zwischenzeit noch etwas steiler geworden...
Unsere
ersten Besteigungsversuche endeten kläglich im untersten Drittel, da
die Anlaufstrecke zwischen den Bäumen sehr begrenzt, und der Track glatt
wie Schmierseife war. Aber noch waren wir mit unserem Latein nicht am
Ende und reduzierten erstmal den Reifendruck um die Hälfte.
Auch präparierten wir den unteren Teil des Hanges mit Steinen und
Ästen, in der Hoffnung, die Reifen würden Halt finden. Diese Ideen
brachten uns zwar etwa 5 Meter weiter, doch es fehlte noch viel bis zur
Hälfte. Das dramatische am Ganzen war eigentlich die
Rückwärtsrutscherei nach jedem missglückten Versuch, da Dani das Auto in
rasantem Tempo auf zwei Rädern rückwärts um die Kurve manövrieren
musste, und jedesmal knapp am Abhang vorbeirutschte!
Zwecks Dämmerungseinbruch brachen wir diese Aktion ab und stellten uns auf eine schräge Nacht auf dem Absatz
ein, Boomer mit Seilen gegen das Abrutschen gesichert, und dachten beim
Einschlafen: hey, alles halb so schlimm, solange es nicht regnet! ...als wir aufwachten, regnete es!
Tja,
es war offensichtlich kein böser Traum. Dani, der die ganze Nacht an
einer Lösung grübelte, machte sich auf, neue Versuche zu starten und
schickte mich auf den 7 km Marsch zurück zur Hauptstrasse, um evt. einen
Geländewagen mit einer Winde zu organisieren. Der Hauptgrund dieser
Aktion war vermutlich, mir den Anblick weiterer waghalsiger Manöver zu
ersparen. Doch ich hatte auch nach Stunden kein Glück,
denn in stadtnähe sind Autos mit Winde eine Seltenheit. Tja, lange Rede
kurzer Sinn: gegen Abend war der Hang an der Oberfläche so weit
abgetrocknet, dass Dani mit bedrohlich tiefem Reifendruck, ohne
Rücksicht auf Verluste, mit wenig Anlauf aber gnadenloser Verbissenheit
die Kiste den Hang hochjagte. Es fehlten nur wenige cm beim ersten
Anlauf, und vom Erfolg beflügelt schafften wir es beim nächsten Versuch.
Mit dem allerletzten Schwung griffen die Vorderräder an einer Wurzel
und Boomer war oben! Die Erleichterung war grenzenlos als wir uns in die
Arme fielen...
Dies zu den Erfahrungen, die nicht unbedingt wiederholt werden müssen...
Trotzdem hatten wir den Spass am offroaden nicht verloren und wagten uns weiterhin an jeden 4-WD-Track in der Umgebung,
bis wir die Wälder endgültig verlassen mussten. Ein letztes Mal
stellten wir Boomer in einen Fluss, um ihn gründlich zu waschen und
langsam aber sicher verkaufsfertig zu machen. Und so fuhren wir
blitzblank in Sydney ein, um unser liebgewonnenes treues Bijou
weiterzugeben, was uns glücklicherweise ziemlich termingerecht gelang,
um unseren Flug nach Malaysia nicht zu verpassen.
Unser Fazit nach 6 Monaten Australien:
Wir haben unterwegs ausschliesslich wild gecampt - mit einer Ausnahme; Cels Geburtstag.
Gefahrene km: 29'000 km und 20'500 km davon auf Schotter-, Natur- und 4-WD-Tracks.
Es
war ein unvergessliches, hoffentlich nicht einmaliges Abenteuer auf
einem einzigartigen Kontinent, auf dem es noch soooo viel zu entdecken
gäbe.... We'll be back!!
Dingo Dell National Park
Sammelsurium