Lavastaub und Ginsterblüte - Burgund & Auvergne 2023

Es zieht uns wieder mal nach Frankreich - Burgund und Auvergne sind uns nicht fremd, doch diesmal wollen wir die für uns etwas unbekannteren Ecken erkunden - natürlich mit Tico, unserem treuen Offroad-Camper.
So ziehen wir durch bis Dijon, lassen die pestizidverhangenen Rebberge der Cote d'Or links liegen und landen Kopf voran in der vollen blühenden Natur des nördlichen Morvan Naturparks. Das erste traumhafte Wildcamp - das erste von vielen - kommt früher als gedacht, doch wir wollen ja auch etwas entschleunigen und nicht die Tage durchfahren...


Intermezzo im Märchenwald

Der Tag begann so idyllisch - malerische Dörfchen, blühende Natur und ein schmaler Pfad in den Wald...
Dani und Tico in jugendlichem Übermut vereint endlich wieder artgerecht gehalten zu werden holpern achtlos über den immer schlechter werdenden Weg, Tico wühlt sich von Schlammloch zu Schlammloch bis er plötzlich - in nicht unbeachtlicher Schräglage - in einem solchen stecken bleibt. Es geht weder vorwärts noch rückwärts! Nun denn, Dani freut sich über den bevorstehenden Einsatz aller technischer Spielereien doch weder Low Range noch Differenzialsperren holen uns aus dem Loch. Ganz im Gegenteil, die Räder wühlen sich tiefer und tiefer in den zähen Schlick, so wird das nix. Mittlerweile stecken auch beide Achsen tief im Schlamm und das immer lauter werdende Gluckern unter dem Auto treibt Dani kurzzeitig Schweissperlen auf die Stirn. Zum Glück ist es nur der Überlauf des Wassertanks, doch das zusätzliche Wasser ist für die Situation auch nicht gerade förderlich...
Dani packt etwas zögerlich die Winde aus, wissen wir doch nicht ob das alte Ding überhaupt noch funktioniert. Sie tut es, allerdings nur noch in eine Richtung aber zum Glück die die wir brauchen. Mit vereinten Kräften, viel Schaufeln, viel Steine schleppen und noch mehr Fluchen befreien wir Tico Zentimeter für Zentimeter aus dem morastigen Sog. Da stehen wir nun, alle Beteiligten von oben bis unten eingesaut. Aber was solls, bei all der Nässe hier im Wald wird es doch irgendwo eine Wasserquelle geben. Mein vorrangiges Problem ist es aber, erstmals aus diesem Wald herauszufinden, denn meine Horrorvorstellung ist es, die ganze Schlammpiste rückwärts wieder hochfahren zu müssen wenn wir auf das nächste Hindernis ohne Wendemöglichkeit treffen sollten.
Doch alles kommt gut, das Tal weitet sich und endet an einer malerischen Lichtung mit einem Steinbrückchen über einem klaren, fröhlich plätschernden Bach...
Stunden später und alle Protagonisten sauber geschrubbt erinnert nichts mehr an das kleine Intermezzo und wir gehen endlich zum wohlverdienten Apero über...


Etwas weniger Schlamm - etwas mehr Kultur...
Am nächsten Tag lassen wirs etwas ruhiger angehen und widmen uns der Kultur im Burgund: Kirchen, Dolmen der Merowinger und Mittelalterstädtchen - daneben prachtvolle Natur und auch das eine oder andere kulinarische Highlight - das ist Frankreich wie wir es lieben.
Wir folgen unserem Offroad-Track der uns zielsicher von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit führt - die Streckenführung ist teilweise so abenteuerlich, dass wir uns manchmal schon fragen, ob wir wirklich noch richtig sind...


Natur pur...
Heute wollen wir uns mal etwas selber bewegen und wandern durch eine unglaublich schöne Schlucht. Die Temperaturen sind herrlich angenehm hier unten - ideal um der Hitze der Ebene zu entfliehen.
Ganz per Zufall finden wir einen wunderschönen Platz unweit der Saone, umgeben von kleinen Seen und einem unheimlich satten Grün, perfekt um mit dem Feldstecher Birdwatching zu betreiben. Normalerweise würden hier Fischer neben Fischer stehen doch es ist Schonzeit bis Ende Mai - Glück für uns!


Ein Besuch steht an...
Heute findet ein Ereignis statt, auf welches wir uns schon seit Tagen freuen: Ein Besuch bei meinem Gotti und ihrem Partner steht an. 8 Jahre ist es her - wir hatten Tico ganz frisch -  als wir sie in ihrem wunderschönen Zuhause letztmals besucht haben und wir stauen, was die Beiden hier in der Zeit alles vollbracht haben...

Wir geniessen den Tag, die Gespräche mit diesen wunderbaren Menschen, den prachtvolle Garten Eden und natürlich die leckere selbst gemachte Pizza und verabschieden uns etwas wehmütig von den Beiden mit dem Versprechen, mit dem nächsten Treffen nicht so lange zu warten!

Am Abend campen wir wieder am Fluss, natürlich an einem anderen tollen Plätzli und geniessen die burgundischen Bio-Leckereien inkl. selbst gebackenem Sauerteigbrot, die uns Barbara zum Abschied eingepackt hat. Vielen vielen Dank!


Zurück in der Auvergne...

Und noch ein weiterer, längst fälliger Besuch steht an, bevor es uns dann aber endlich in Richtung Auvergne zieht. Auch unsere guten alten Freunde, Babs  & Cesi, haben sich hier im Herzen Frankreichs ihren Traum erfüllt mit einem Haus, welches nach einem aufwändigen Umbau zu altem Glanz und Charme erstrahlt ist und viel Platz um ihre Hobbies - Motorräder und Pferde - ausleben zu können. Staunend schreiten wir durch die Anlage und lauschen Babs Erzählungen über das Glück dieses Bijou zu finden, Hürden beim Umbau aber auch glücklichen Fügungen just während der Coronazeit...  Ach Ihr Beiden, warum wohnt Ihr auch nur so weit weg...

Wir wechseln an die Loire und auch hier gibt es wunderschöne Dörfer und imposante Burgen zu erkunden, tolle Plätze am Fluss zum Entspannen und unzählige Vögel zu beobachten.


Es geht in die Höhe...
Wir treffen bei Issoire auf einen weiteren, vielversprechenden Offroadtrack und werden nicht enttäuscht. Jeder der auf den ersten Blick unsinnigen Umwege führt zu einer Attraktion die in keinem Reiseführer zu finden ist und bringt uns schliesslich ins vulkanische Hochland im Westen der Auvergne. Wir erkunden auf dem Weg Höhlenwohnungen im Fels, die bis vor gar nicht langer Zeit noch bewohnt waren, Dörfer gebaut aus dunklem Vulkangestein und Aussichtsplätze hoch über der spektakulären Vulkanlandschaft - von denen es in der Auvergne über 2000 geben soll!

Passend zu den bescheidenen Temperaturen im Hochland gibt es heute ein währschaftes Boeuf Bourguignon Special aus dem Dampfkochtopf, einfach himmlisch...


Endlose Weite...
Von den Monts du Cantal im Südwesten der Auvergne ziehen wir quer durchs Hochland wieder Richtung Norden,  immer im Blick die dramatische Vulkankulisse der Monts Dore
Nichts als Weite, Natur und viele schöne Tierbegegnungen - es ist die Zeit in welcher die Viehherden für den Sommer auf die Bergweiden gebracht werden wo das Gras hoch und saftig ist was sie sichtlich geniessen. Auch wir geniessen, und das in vollen Zügen...


Ausflug ins Mittelalter...
Es gibt viel zu sehen und zu tun in den Monts Dore: wir wandern um den Vulkankratersee Lac Pavin und flanieren durch das Mittelalterstädtchen St. Anastasaire.  Wir finden unseren heutigen Traumplatz hoch oben auf einer Basaltkante mit bestem Blick auf die Burg Murol. Der Blick auf den Puy de Sancy ist uns aufgrund der Wolken verwehrt aber wir trösten uns mit einem heimeligen Lagerfeuer und einer saftigen Bauernbratwurst von unserem neuen Brändi-Grill.

Am nächsten Morgen ist die Freude um so grösser, als der Himmel strahlend blau doch noch den Blick auf die Berge frei gibt!


Käse und Steine ohne Ende...
Wir lassen uns treiben und folgen weiterhin unserem Track durch eine wilde, fast mediterrane Landschaft. Wir lassen uns von St. Nectaire verzaubern - nicht nur vom weltberühmten Käse sondern auch von der imposanten Kirche. Ein Fotostop jagt den nächsten: hier eine romantische Brücke, dort ein lauschiger Picknickplatz, dann wieder ein pittoreskes Dorf mit engen, verwinkelten Gassen... und wenn man es am wenigsten erwartet kreuzt ein weiterer Traumplatz unseren Weg: direkt am klaren, kühlen Fluss, völlig einsam und in prächtiger Natur - was will man mehr?


An den Ufern der Allier...
Je südlicher wir kommen, desto wärmer wird es und auch unser Wetterglück verlässt uns nicht. 
Wir haben unsere Tagesroutine langsam wieder gefunden, zelebrieren Kaffee im Bett (also ich), die morgendliche Suche nach der besten Boulangerie des Dorfes und das Durchstöbern von Karte und Reiseführer auf der Suche nach kleinen Schmankerln auf unserem Weg - während Dani die schönsten Strecken findet, um meine Ideen miteinander zu verbinden  ;-)

Den Besuch des kleines Dörfchens Chanteuges hatte ich schon zu Hause eingeplant, als ich ein Bild von den kurligen Steinhäusern gesehen habe, die sich wie zum Schutz dich an den Felsen klammern, auf welchem eine malerische Kirche steht. Für einmal wurden die hohen Erwartungen nicht enttäuscht und wir erkunden Dorf und Kirche ausgiebig.

Wir folgen der Allier durch eine lange Schlucht und landen an einem traumhaften Beach. Leider ist hier campen verboten, so begnügen wir uns mit einem kühlenden Fussbad während wir den Kanuten zu sehen, die gemütlich flussabwärts treiben...

Als Highlight führt uns unser Track auf einen weiteren namenlosen Vulkan, von welchem wir eine fantastische Rundumsicht haben. Eigentlich wollen wir hoch wandern, doch Tico wollte unbedingt mit aufs Bild und Dani hatte einen Riesenspass beim Hochfahren ;-)


Spannend bis zum letzten Meter...

Die letzten Tage in der Auvergne bleiben wahrlich spannend: die  Streckenwahl unseres Offroadtracks testet die Dimensionen unseres rollenden Zuhauses - wir erkunden Felsgrotten zu denen kein Wanderweg führt - bewundern die Kulisse des Pilgerorts Le Puy-en Velay mit seinen drei markanten Basaltspitzen, das Forteresse Polignac auf einem Basaltplateau und das bekannte Chateau Lavoute-Polignac - derselben Adelsfamilie, welches sie erbauen liessen vermutlich nachdem das Fortresse ausser Mode gekommen war. Daneben saugen wir sie immer wieder auf, die unglaublichen Farben der Auvergne die uns ständig begleiten, die prächtige Natur und natürlich der Kulturreichtum.

Nun heisst es wieder Abschiednehmen von unserer Lieblingsregion - und das tun wir an einem letzten tollen Wildcamp mit dem letzten Tropfen Gin (das hört jetzt wieder auf), saftigen Burgern und einer letzten sternenklaren Sommernacht, bevor wir den langen und mühsam Heimweg in Angriff nehmen.

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